Rezension

Gut, aber mit schlecht gewähltem Schwerpunkt

Glühender Stahl - Richard Morgan

Glühender Stahl
von Richard Morgan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ringil, ein Abkömmling aus wohlhabendem einflussreichem Hause, ist ein Held aus vergangenen Kriegszeiten und dadurch im ganzen Reich bekannt. Doch leider ist er nicht nur dadurch bekannt: Bei manchen Leuten ist nur seine sexuelle Neigung im Gedächtnis geblieben. Ringil schämt sich zwar nicht für seine Homosexualität, doch verfolgt ihn eine Erinnerung aus seiner Vergangenheit. Da Homosexualität nicht geduldet wird, musste er als Heranwachsender mit ansehen, wie seine Liebe auf grausame Weise hingerichtet wurde. Nun als Erwachsener Mann lebt er von seinem Ruf als Held, bis seine Mutter ihn nach Hause ruft und ihm einen Auftrag erteilt: Die Sklaverei ist nach dem Krieg legalisiert worden und Familien, die ihre Schulden nicht mehr bezahlen können, sehen sich gezwungen Familienmitglieder in die Sklaverei zu verkaufen. So ist es auch mit einer von Ringils Kusinen mütterlicherseits geschehen und die soll er nun aus den Fängen der Sklavenhändler befreien. Doch es kommt so, wie es kommen musste: Hinter dem Sklavenhandel steckt mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Eine lang vergessene, mächtige Spezies rüstet sich, ihr ehemaliges Territorium wieder zurück zu erobern und Ringil platzt mitten hinein. Doch zum Glück ist Ringil nicht allein auf weiter Flur. Zwei seiner Kampfgefährten und Freunde aus alter Zeit stehen ihm schließlich bei: Archeth, eine der letzten aus dem Volk der schwarzhäutigen Kiriath und Egar Drachentöter, ein Barbarenhäuptling aus dem Volk der Malak.
So kommt es, dass das Buch geprägt ist durch Szenenwechsel. Den größten Teil über begleitet der Leser den Hauptcharakter Ringil, doch auch Archeth und Egar bekommen eigne Kapitel, in denen der Leser sie besser kennenlernen und einen Teil des Weges mitverfolgen kann, wie es schließlich zu einem durch göttlich beeinflussten Zusammentreffen der Kampfgewährten kam. Dies hat mir gut gefallen, war es so gut möglich alle wichtigen Personen ausreichend kennen zu lernen und zu verstehen.
Der Schreibstil des Autors ist so ausführlich, dass er es prima schafft Atmosphäre aufzubauen. Zudem ist er einfach gehalten, so dass man das Buch ohne Schwierigkeiten lesen kann. Negativ aufgefallen sind mir allerdings die vielen Flüche und Schimpfworte, die vor allem Ringil in so manchem Dialog von sich gab, doch vielleicht muss dies bei diesem Charakter sein. Zwischendurch gibt es innerhalb des Textes Rückblenden bzw. Erinnerungen bei allen drei Hauptdarstellern. Diese sind zwar in kursiv gedruckt, dennoch fiel es mir manchmal schwer den Zusammenhang zu erfassen oder schnell genug umzuschalten. Unabhängig davon ist es mir auch manchmal schwer gefallen, der Handlung zu folgen, wobei ich dies nicht an einem Punkt festmachen kann, denn die Handlung ist spannend und detailiert beschrieben.
Ein weiterer Punkt, der mich nicht überzeugen konnte ist die Sexualität in dem Buch. Sicher ist es mal etwas anderes, dass ein Buch einen homosexuellen Hauptcharakter hat und dementsprechend interessant. Ich kann auch verstehen, dass man an manchen Stellen sexuelle Handlungen schildern sollte, damit alles authentisch bleibt. Doch war mir dies hier etwas arg übertrieben, da nicht nur Ringil, sondern auch Archeth homosexuell ist. Eine lesbische Beziehung führt sie derzeit zwar nicht und daher wurde dem Leser ihre sexuellen Praktiken nicht vor Augen geführt, dafür aber die des Barbarenhäuptlings, der erfrischender Weise einen heterosexuellen Gegenpol bildet, seine Einstellung gegenüber Frauen lässt jedoch stark zu wünschen übrigt. Zu Beginn habe ich gedacht, dass die Schilderungen mancher Bettgeschichten noch taktisch eingesetzt wurden, um die Charaktere dem Leser mit allen Facetten näher zu bringen – z.B. auch die Gegenseite durch den Barbaren-Schamanen – doch irgendwann war es einfach nur noch übertrieben. Für mich war es definitiv zu viel des Guten.
Das Buch hat dafür ein spannendes Ende, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Zwar ist mir nicht zu 100% klar, wie es nun weitergehen soll in der Geschichte, da diese ein in sich abgeschlossenes Ende hat, dennoch interessiert es mich, wie es mit dem eigenartigen Dreiergespann weitergeht.

Fazit: Glühender Stahl ist ein unterhaltsames Fantasy-Werk. Durch die Homosexualität zweier Protagonisten u.a. des Hauptcharakters wäre das Buch erfrischend anders gewesen, würde der Schwerpunkt nicht mitunter so stark auf der Sexualität bzw. bei den sexuellen Praktiken liegen. Unabhängig davon ist es mir, trotz des Nichtvorhandenseins stilistischer Mankos, nicht immer möglich gewesen der Handlung zu folgen. Dennoch hat mir das Buch so gut gefallen, dass ich die Fortsetzung auch noch lesen werde.