Rezension

gut, aber nicht außergewöhnlich

Nächte des Zorns - Anna Tell

Nächte des Zorns
von Anna Tell

Bewertet mit 4 Sternen

„Nächte des Zorns – Die Unterhändlerin“ von Anna Tell ist eines dieser Bücher einer Newcomerin, die hoch gehypt gehandelt werden. Dies ist bereits der zweite Band über die Unterhändlerin Amanda Lund, die sich die Autorin Tell ausgedacht hat. Und diese ist: Kriminalkommissarin und Unterhändlerin von Beruf.

Der Thriller spielt in Schweden und im Kosovo, das Thema gar nicht mal so abwegig. Wie immer geht es um Geld, sehr viel Geld. Um korrupte Beamte, die so dreist sind, dass es Lund und ihren Kollegen vom sprichwörtlichen Sockel haut. Und es geht um Rache, perfekt inszeniert. Um eine ehemalige Beamtin, die alles hingeschmissen hat, weil man ihre Fähigkeiten nicht sehen wollte und sie keine Lust mehr hatte auf einem niedrigen Rang zu versauern. Jetzt verdient sie zwar mehr, aber ihre Aufgaben im Sicherheitsdienst zeigen plötzlich merkwürdige Züge auf.
Vielleicht liest man es schon zwischen den Zeilen, so ganz hat mich der Thriller nicht überzeugt. Dafür klappen mir manche technische Begebenheiten einfach zu gut und weisen zu schnell hervorragende Ergebnisse auf, während die Ermittler den Wald vor lauter Bäumen nicht zu erkennen im Stande sein sollen. Das ist mir nicht schlüssig genug. Mag sein, dass die schwedischen Kollegen im Kriminaldienst unglaublich technisch aufgerüstet sind. Überzeugend ist es trotzdem nicht, das mag am Schreibstil liegen. Und dass eine Mutter von noch sehr jungen Zwillingen, welche die Unterhändlerin Amanda Lund ist, sich sofort in ein Arbeitsleben stürzt, der so viele Gefahren birgt, hinterlässt bei mir ein „hm“.
Ein verschwundener Polizist, stationiert im Kosovo, dessen Fehlen erst spät gemeldet wird, gibt der schwedischen Polizei Rätsel auf. Entführt soll er sein. Doch dessen Vorgesetzter erweckt nicht den Anschein, da gleich tätig werden zu wollen. Und Lund und ihre Kollegen wissen auch bald warum. Geschäfte hat der Vorgesetzte gemacht, und die will er sich auch jetzt nicht vermiesen lassen. Doch dann melden sich die Entführer und die Situation eskaliert.
In Schweden nun erleben wir einen Vater, der entsetzliches durchgemacht hat. Wir begleiten ihn beim Besuch auf dem Friedhof, auf der Suche nach der Tochter. Dieser spielt in der Geschichte eine weitreichende Rolle, auf die Lund erst noch kommen muss.
Sie und ihre Kollegen haben natürlich auch noch eine private Seite, die bereits im ersten Teil ihren Anfang nahm. Kurze Rückblenden reichen aber aus, um die Zusammenhänge zu erkennen und sich auf weitere Teile zu freuen, um zu sehen, wie es mit ihnen weitergeht.
Und dann ist da noch Ellen, die ehemalige Polizistin, die einen Spezialauftrag bekommt. Eigentlich ist sie mit ihrem Chef ganz zufrieden, kann sie doch bei ihm ihre Fähigkeiten gut einsetzen. Doch nun ist er äußerst knapp mit seinen Anweisungen, die sie genauestens umsetzen muss. Ein Auto soll sie überführen, quer durch halb Europa nach Schweden, nonstop. Und das meint er wortwörtlich, als sie die Notrationen und Pinkelutensilien im Auto vorfindet. Diese Ellen empfinde ich als absolut taff und sehr real. Sie hat so ihre Probleme, kann diese aber durchaus meistern. Ob sie aber am Ende für sich das Beste aus ihrer Situation machen kann?
Der Titel hat mich zunächst irritiert, passt zum Schluss aber dennoch gut. Das Cover finde ich interessant gestaltet. Im Gegensatz zur Aussage vom Klappentext, dass die Autorin genug Hintergrundwissen hat, um bessere Kriminalromane zu schreiben, als die meisten, kann ich sagen, nein, eine gute Recherche befähigt ebenfalls dazu.
Mehr über Anna Tell findet sich beispielsweise unter: https://www.rowohlt.de/autor/anna-tell.html