Rezension

Gute 3,5 Sterne, mit Tendenz zu 4, für einen spannenden Krimi

Wer im Trüben fischt - Mechthild Lanfermann

Wer im Trüben fischt
von Mechthild Lanfermann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:
Journalistin Emma hat es im Moment nicht leicht. Nach einmal Skandal musste sie ihre Heimatstadt Bremen verlassen und versucht nun bei einem Berliner Radiosender Fuß zu fassen. Als der amerikanische Professor Tom Rosenberg ermordet wird, verschafft sie sich Zugang zur Universität und kann somit als Erste von dem Vorfall berichten. Sie findet heraus, dass der jüdische Wissenschaftler deutsche Wurzeln hatte und sich durch seine Veröffentlichungen bei manchen Leuten nicht gerade beliebt gemacht hatte. Sie beginnt zu recherchieren und deckt dabei eine verzwickte Geschichte um Neid, Liebe und Verrat auf, die in die Bau-Szene der Vorkriegsjahre reicht und in die selbst angesehene Berliner Kreise verstrickt sind. Doch dabei merkt sie fast zu spät, dass es der Täter auch längst auf sie abgesehen hat…

Meinung:
"Wer im Trüben fischt" ist ein Krimi, der spannend klingt und auch größtenteils hält was der Klappentext verspricht.

Dementsprechend ist Protagonistin Emma wirklich gut erarbeitet. Man lernt sie im Laufe des Romans immer besser kennen. Sie ist ziemlich mitgenommen davon, dass durch den Skandal ein Mensch ums Leben kam und auch dass ihr nun die Schuld dafür in die Schuhe geschoben werden soll. Außerdem belastet es sie, dass sie ihre Mutter und ihre behinderte Schwester zurücklassen musste, wodurch sie sich auch noch schuldig fühlt. Aber dennoch, oder gerade deswegen steckt sie sehr viel Energie in diesen aktuellen Fall und will unbedingt als Erste das Rätsel lösen, wofür sie auch Gefahren und Anfeindungen auf sich nimmt. Denn als sie ihre Hypothesen zu dem Fall vorstellt, steht keiner wirklich hinter ihr. Dennoch setzt sie sich durch und kommt dem Rätsel auf die Spur.

Außerdem ist der Plot selbst gut überlegt und auch wirklich interessant. Die Autorin baut immer wieder geschickt Spannungsbögen auf und veranlasst damit zum Weiterlesen. Ebenso ist die Geschichte größtenteils in sich stimmig und man weiß bis zum Ende nicht, wer nun wirklich der Mörder ist, ein Aspekt, der in einem Krimi immer von Vorteil ist. Ich schreibe größtenteils stimmig, da ich es doch etwas seltsam finde, dass die Polizei mit ihren Ermittlungen eher am Rande arbeitet und die Hauptermittlungen von Emma erbracht werden.

Aber dennoch war vor allem der Einstieg in das Buch etwas holprig, da zu Beginn einfach ziemlich viele verschiedene Sichten / Tatsachen beschrieben werden und der Leser es nicht zuordnen kann. Natürlich wird damit die Spannung erhört und im Laufe des Romans ergibt dann auch alles einen Sinn, aber zu Beginn ist es etwas verwirrend.

Der Schreibstil ist in Ordnung, aber manchmal etwas sehr ausschweifend. So werden teils unnötige Details sehr ausführlich beschrieben, was man sich aber hätte sparen können und dafür noch etwas mehr auf Emmas Familie und den Skandal eingehen hätte können. Es werden zwar ausreichend Hinweise und Einblicke gegeben, so dass man sich am Ende wirklich ein stimmiges Bild davon machen kann, aber dennoch hätte ich es gern noch ein bisschen genauer erfahren. Aber das ist wirklich Geschmackssache.

Zudem empfand ich die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Emma und dem Kommissar als unnötig, denn sie wirkt eher konstruiert und unglaubwürdig, so dass sie die Geschichte nicht bereichert, sondern eher belastet hat. Ich sehe zwar was die Autorin damit bezwecken wollte, aber ich denke, dafür hätte es auch bessere Lösungen gegeben.

Fazit:
Ein spannender und gut durchdachter Roman, der einige kleinere Schwächen aufweist, welche aber den Lesegenuss nur minimal stören. Am Ende habe ich „Wer im Trüben fischt“ wirklich gern gelesen und mich auch gut unterhalten gefühlt. Deshalb gibt es gute 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung.