Rezension

Eine neue investigative Journalistin

Wer im Trüben fischt - Mechthild Lanfermann

Wer im Trüben fischt
von Mechthild Lanfermann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich habe schon einige Krimis mit einem Journalisten als Hauptfigur gelesen, doch haben mir die “richtigen” Krimis mit Kripo-Beamten, bisher stehts besser gefallen. Doch neue Reihen bekommen neue Chancen und so auch die Radioreporterin Emma Vonderwehr. Denn dies ist auch etwas Neues für mich: Emma arbeitet nicht bei einer Zeitung, sondern für’s Radio. Meine erste Reaktion nach dem Lesen des Buches war folgende: Ich setzte mich an den PC um auf einer eventuellen Autorenhomepage nach einer Fortsetzung zu suchen. Fündig geworden bin ich zwar nicht, dennoch würde ich unheimlich gern wissen, wei es mit Emma weitergeht. Zwar habe ich eine Weile gebraucht, bis ich mich an die späte Nennung der Namen, nachgeschobene Personenbeschreibungen und die spontanen Perspektivwechsel gewöhnt hatte, doch dann flogen die Seiten nur so dahin und ich wollte unbedingt wissen, ob es Emma gelingt, der Sache auf den Grund zu gehen und mit einer brillianten Story sich einen Platz im Team des Berliner Radiosenders zu ergattern. Die fehlenden Personenbeschreibungen fand ich besonders schade, so konnte ich mir die Figuren recht schlecht vorstellen. Ansonsten habe ich eigentlich nichts mehr zu meckern an dem Buch. Die Geschichte baut sich spannend auf, da der Leser durch einige Einschübe von anderen Personen Andeutungen bekommen hat, die Emma natürlich nicht hatte. Und auch im Finale greift Lanfermann auf kleine, aber klassische Details, zurück um Spannung zu erzeugen. Außerdem hat Emma eine Vergangenheit, die bereits im Klappentext angedeutet wird und muss nun in einer fremden Stadt von vorn beginnen. Lanfermann hat geschickt kleine Beschreibungen berliner Örtlichkeiten einfließen lassen, so dass die Sadt vor den Augen des Lesers entstanden ist ohne zu regionallastig zu sein. Der Fall, den es aufzudecken gilt, ist auch ausreichend kompliziert, so dass der Täter nicht sofort ersichtlich ist. Zudem ist das NS-Thema hier nicht vorherschend, aber plausibel umgesetzt. Dennoch kommt Lanfermann um ein Klischee nicht herum: Es gibt hier die Figur des ermittelnden Beamten Edgar Blume, der mit seiner Frau in Scheidung lebt, ein schlechtes Gewissen aufgrund der zu seltenen Besuche bei seinem Sohn hat und sich wegen einer Begegnung zu Emmas Informant bei der Polizei entwickelt. Klischeehaft deshalb weil der einsame “Er” auf eine einsame “Sie” in einer neuen Stadt trifft und … aber Klischee hin oder her: Ich mag so etwas und auch in dieser Hinsicht interessiert es mich sehr, wie es denn weitergeht – und es wird weitergehen. Der nächste Band wird voraussichtlich im August 2013 erscheinen, wie mir die Autorin berichtete.

Fazit: Mir hat Lanfermanns Krimi-Debüt sehr gut gefallen, zwar ist es recht kurz, aber dennoch spannend und das Ende nicht vorhersehbar. Das Buch bereitet am Ende bereits alles vor, was eine Krimi-Serie benötigt: Eine engagierte, selbstbewusste Rundfunkjournalistin als Hauptcharaker, ein Ermittler bei der Polizei mit Potential als Partner in Berufs- und Liebesdingen als Co-Charakter und Berlin als ein Pflaster, auf dem es kriminaltechnisch bestimmt einiges zu berichten gibt!