Rezension

Gute Fortsetzung, am Ende etwas überzogen

Kolyma - Tom Rob Smith

Kolyma
von Tom Rob Smith

Bewertet mit 4 Sternen

"Kind 44" von Tom Rob Smith hat mich richtig begeistert. Daher war es nur eine Frage der Zeit bis ich die Fortsetzung ebenfalls gelesen habe.

In "Kolyma", drei Jahre nach "Kind 44" arbeitet Leo nicht mehr beim MGB (Bzw. jetzt KGB) sondern leitet ein Morddezernat und versucht zusammen mit Raisa und den beiden Adoptivtöchtern Elena und Soja eine Familie zu sein. Aber er wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Frau seines ersten Verhafteten wurde aus dem Gulag entlassen und entführt aus Rache seine Tochter Soja. So erpresst sie ihn ins Arbeitslager nach Kolyma zu fahren und ihren Mann zu befreien.

Wie "Kind 44" zeichnet sich auch "Kolyma" durch einen hervorragenden Schreibstil und einen packenden Spannungsaufbau aus. Auch die Geschichte selbst ist wieder absolut gelungen. Allerdings verliert der Autor auf den letzten 100 Seiten für meinen Geschmack ein bisschen die Maßstäbe. Anstatt sich in seiner Handlung auf Leo, die Entführerin und das sie umgebene Staatssystem zu beschränken, versucht er einen Zusammenhang zu Aufständen in Ungarn aufzubauen, der aber einfach ein bisschen "too much" ist. Der kleinere Rahmen der Entführung, der Reise nach Kolyma und der Befreiung des Ehemanns hätte mir voll und ganz gereicht.

Im Hintergrund des ganzen Buches steht eine geheime Rede von Chruschtschow. Der englische Originaltitel des Buches ist auch "The Secret Speech". In Anbetracht der zum Ende hin wirklich weitgreifenden Handlung und der kleinen Rolle, die Kolyma in dem Buch spielt, hätte ich eine wörtliche Übersetzung - wie so oft - sinnvoller gefunden.

Alles in Allem ist "Kolyma" aber ein sehr gelungener Nachfolger, wenn er für mich auch, besonders durch die letzten 100 Seiten, nicht an "Kind 44" herankommen kann.

Kommentare

Karithana kommentierte am 23. Dezember 2013 um 19:21

Stimmt, der Titel passt nicht so gut zum Buch und der Ungarnpart hätte nicht sein müssen. Nach dem fantastischen Vorgänger lag die Latte aber auch sehr hoch. Agent 6 ist dann nochmal schlechter.