Rezension

Gute Geschichte mit kleinen Schwächen

Schwesterherz - Anna Licht

Schwesterherz
von Anna Licht

Bewertet mit 4 Sternen

Seit den “Inbox”-Romanen von Holly Denham bin ich ein großer Fan von Büchern, die lediglich als Emails bestehen. Bei der Suche nach neuen Romanen solcher Art, ist mir dabei mehrfach “Schwesterherz” empfohlen worden und ich muss sagen, dass das Buch sehr gelungen ist.

Anna Licht hat einen Roman geschaffen, der trotz Emails sehr lebhaft geschrieben ist. Als Leser nimmt man am Leben der Zwillingsschwestern Charlotte und Luise teil, die trotz ihrer optischen Ähnlichkeit ganz schön unterschiedlich sind. Die Emails sind sehr authentisch geschrieben, so schleicht sich ab und zu sogar mal der ein oder andere kleine Rechtschreibfehler ein, was aber absolut nicht schlimm ist, da dies sogar zu den Protagonistinnen passt, die die Emails stellenweise in Stressmomenten schreiben.

Die beiden Schwestern hatten zuletzt nur wenig Kontakt, da ein Missverständnis das Vertrauensverhältnis zerstört hat. Erst durch die Hochzeit ihrer kleinen Schwester nähern sie sich wieder an, da sie die Hochzeit gemeinsam organisieren sollen. Jedoch ist das Thema Hochzeit nur selten ein Thema, sondern es geht viel mehr um Frust im Job, Eheprobleme, die Suche nach dem Richtigen und der Suche nach sich selbst.
Charlotte ist eine erfolgreiche Anwältin, die sich an Fakten hält und ihre Emotionen oftmals zurück hält. Ihr Eheleben ist deutlich abgekühlt, da ihr Mann als Arzt arbeitet und auch sie ständig in ihre Akten schaut, dadurch haben sie nur noch sehr wenig Zeit füreinander. Luise ist dagegen das genaue Gegenteil: Sie sieht immer direkt das Gute im Menschen, ist sehr kreativ und deutlich spontaner als Charlotte, die immer alles genau planen muss. Während Charlotte trotz eines Ausrutschers ihre Ehe retten will und trotz mancher Langeweile an ihren Mann und ihrer Tochter festhalten möchte, glaubt Luise an die große Liebe, nur leider lässt sie sich viel zu leicht ausnutzen. Durch ein paar Zufälle scheint doch auch sie das Glück zu finden.
Zwei wichtige Personen sind noch Alex und Sven. Während Charlotte Alex auf einem Datingportal kennen lernt, ist Sven, ihr Ehemann, mit der gemeinsamen Tochter übers Wochenende bei seinen Eltern. Obwohl sich Alex und Charlotte gut verstehen, merkt Charlotte schnell, dass sie keine Affäre mit ihm möchte, von daher soll ihre Schwester Luise die Situation retten und sich mit ihm treffen, um den Kontakt endgültig abzubrechen. Dies endet selbstverständlich ganz anders als erwartet.

Die Geschichte selbst ist oftmals sehr chaotisch und stellenweise auch ein bisschen unrealistisch, dies verzeiht man der Autorin jedoch sehr gerne, da die Ideen oftmals unglaublich gut umgesetzt wurden. Eine Ähnlichkeit ist bei Zwillingen keine Seltenheit und es ist ebenfalls auch bekannt, dass diese gerne einmal die Rollen tauschen, was in “Schwesterherz” jedoch dargestellt wird, hat mich ein bisschen stutzen lassen, denn so naiv kann doch wirklich niemand sein. Bestes Beispiel ist dabei das erste Treffen zwischen Luise und Alex. Natürlich kann man jemanden nicht direkt erkennen und verwechselt dann gerne mal, aber kann man dies wirklich über Wochen so durchziehen, ohne aufzufallen? Tut mir leid, aber dies glaube ich nicht. Aber wie gesagt, ich empfand dies nicht einmal unbedingt als schlimm, da ich stets unterhalten wurde.

Das Cover gefällt mir leider nicht so gut, da hätte ich mir eher was gewünscht, was auch zu den Schwestern gepasst hätte: Bilder, Computer, eventuell sogar der Alexanderplatz im Hintergrund. Auch die Kurzbeschreibung ist im Nachhinein nicht unbedingt positiv. Zwar fasst es das Thema an sich gut auf, allerdings wird hier gerade mal die ersten 10-20 Seiten beschrieben, denn die eigentliche Hochzeit ist nur ein sehr kleines Thema in diesem Buch, das schnell abgearbeitet wird.

Insgesamt hat mich “Schwesterherz” sehr positiv überrascht. Eine Geschichte in Emailform, dazu noch sehr interessante und sympathische Charaktere machen das Buch zu einem tollen Lesespaß. Kaufempfehlung!