Rezension

Gute Idee, aber: dröge Umsetzung, schwierige Protagonistin, endlose, nervige Monologe

Schweigen ist Goldfisch - Annabel Pitcher

Schweigen ist Goldfisch
von Annabel Pitcher

Bewertet mit 2 Sternen

Ja, die Geschichte um Tess klang wirklich vielversprechend, das Cover fand ich genial gewählt, denn nach dem Klappentext wird eigentlich schon recht klar, das Tess mit ihrer Aktion gegen den Strom schwimmt und sich anders verhält als die anderen.

Also an und für sich ein guter Anfang, sollte man meinen. Doch recht schnell wurde mir beim Lesen leider klar, das dieses Buch und ich nicht zueinanderfinden. Das lag zum einen an der Tatsache, das mich die Handlung so überhaupt nicht mitreißen konnte, zum anderen lag es ganz klar an Tess.

Sie ist 15 Jahre alt, hält sich optisch selbst für einen ziemlichen Troll und hat eigentlich keine Freunde. Sie ist, wie sie selbst von sich sagt: Pluto. Milliarden Meilen entfernt von allen anderen Planeten. Doch sie hat sich arrangiert, irgendwie. Doch dann ist da dieser eine kleine Moment, in dem der PC ihres Vaters aus dem Standbymodus erwacht und ihr enthüllt, das er gar nicht ihr Vater ist. Und plötzlich ist alles anders. Tess hüllt sich in Schweigen und der Einzige zu dem sie jetzt noch spricht ist Mr. Goldfisch, eine Taschenlampe in Fischform.

Es gab zwei Gründe, warum mich dieses Buch zunächst echt angesprochen hat:

1. Ich teile Tess' Schicksal in Bezug auf ihren Vater und die späte Erkenntnis das er nicht ihr Vater ist. Und 2. Ich hatte mir in Bezug auf das Schweigen eine Geschichte in der Art von Hannah Harringtons "Speechless" erwartet.

Erster Punkt erfüllt sich, letzterer leider nicht.  
Denn die Story ist wirklich komplett anders.

Tess macht sich, nachdem sie das Geheimnis ihrer Eltern erfahren hat, nun auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater. Sie weiß, woher auch immer, das sie aus einer Samenspendebank kommen muss, doch da kriegt sie keine Auskunft, also beginnt sie damit, beinahe jeden Mann mit sich selbst zu vergleichen. Während sie dies tut, geht sie nicht nur oft gehörig zu weit, stößt ihre einzige und beste Freundin vor den Kopf, benimmt sich trotzig und für 15 absolut albern, sondern sie unterhält sich ausschließlich nur noch mit Mr. Goldfisch, einer Taschenlampe.

Ich habe mich bis zur Hälfte wirklich schon nur gequält und habe das Buch dann erst einmal zur Seite gelegt, weil es mich fast in eine Flaute manövriert hätte. Dann hab ich einen neuen Versuch gestartet, vielleicht doch noch Gefallen an der ganzen Story zu finden....und noch einen....und noch einen, bevor ich endgültig aufgegeben habe.

Weder konnte ich mich mit dem drögen Schreibstil noch mit Tess anfreunden. Sie ging mir mit ihrem Verhalten einfach total auf die Nerven, weil sie sich benimmt wie ein kleines Kind, dem man einen Lolli verwehrt. Klar, einerseits habe ich sie total gut verstanden, denn die Entdeckung die sie macht, haut sie völlig von den Socken. Ich kann von sowas ein Lied singen, ich weiß wie das ist. Und da hatte ich echt Mitleid mit ihr, aber ihr Verhalten danach war einfach daneben und ihre ewigen Goldfischmonologe fand ich anstrengend.

Die Handlung zieht sich zudem wirklich sehr zäh dahin und irgendwann wars für mich selbst einfach besser zu resignieren und abzubrechen.

Sehr schade, denn die Idee war durchaus gut und hat mich ja im Vorfeld auch angesprochen, aber in der Umsetzung wars leider nix.