Rezension

Gute Idee - schlechte Umsetzung

Grandhotel Angst - Emma Garnier

Grandhotel Angst
von Emma Garnier

Bewertet mit 2 Sternen

Auf der Seite von Random House steht über Emma Garnier folgendes: „Emma Garnier ist das Pseudonym einer Autorin, deren atmosphärische Krimis regelmäßig in den Top 10 der Bestsellerliste stehen“. Das klingt gut, das lädt ein, „Grandhotel Angst“ zu lesen – zumindest auf den ersten Blick. Denn irgendwann fragt man sich „Moment. Warum dann ein Pseudonym?“ Okay, vielleicht passt das Genre nicht ganz zu ihren anderen Werken, das war bei Fitzeks „Blutschule“ ähnlich. Die angekündigte Atmosphäre ist dann bei Garnier wohl eher bei den Krimis zu finden – aber alles der Reihe nach.

Eleonore ist 21, äußerst sensibel und sie liebt Schauergeschichten und okkultes Zeug. Sie liebt ihren Mann so sehr, dass sie ihn nach nur einer kurzen Zeit heiratet. Wobei auch dazukommt, dass es Daheim bei ihren Eltern nur schwer auszuhalten ist. Dass Oliver so gut wie nichts über sich erzählt, war ihr vor der Hochzeit offenbar völlig egal, genau wie der Umstand, dass er 15 Jahre älter ist als sie. Kurzum kann man Nell, wie die frisch Vermählte im Buch genannt wird, als reichlich naiv bezeichnen, was nicht mal unsympathisch ist, sondern der Geschichte einen gewissen Pepp verleiht. Das war es dann aber auch, denn die Geschichte ist von vorne bis hinten leblos, langweilig, vorhersehbar und an den Haaren herbeigezogen. Ausgestattet mit einem hübschen Umschlag, der als Eyecatcher herhalten soll, um das hässliche Entlein als stattlichen Schwan zu verkleiden – so wie es leider viel zu oft von Verlagen gemacht wird.

Ich verstehe ja durchaus die Intention der Autorin und finde die Idee, einem alten leerstehenden Hotel, das ja tatsächlich existiert hat, auf diese Art Leben einzuhauchen, wirklich gut, denn alte leerstehende Gebäude haben tatsächlich oft etwas gruseliges. Aber wie es von der Autorin, die mit ihren „atmosphärischen Krimis regelmäßig in den Top 10 der Bestsellerliste“ steht umgesetzt wurde, ist ziemlich ernüchternd. Da hätte ich wesentlich mehr erwartet, als das, was hier geliefert wurde. Wenn es wenigstens gruselig wäre, aber nicht mal das ist die Geschichte. Vielmehr kommt es mir vor, als konnte sich Garnier nicht entscheiden, ob sie einen Krimi, einen Thriller, eine Horrorgeschichte oder ein Drama schreiben wollte – von allem findet man etwas, aber  nur so halbgar und keines dieser Genres hat Hand oder Fuß. Sorry, dass ich das Buch hier so runter mache, aber ich hab mich zu keiner Zeit von diesem Buch in den Bann gezogen gefühlt. Und ich bin mir sicher, dass die Autorin auch mit solcher Art von Kritik etwas anfangen kann, denn immerhin ist sie ehrlich und konstruktiv.

Aber um die Rezension doch noch etwas versöhnlich ausklingen zu lassen, möchte ich mit etwas Positiven schließen: Mir hat der feministische Aspekt, den Eleonore im Lauf der Geschichte immer mehr ausstrahlt, sehr gut gefallen

Tl;dr: „Grandhotel Angst“ verspricht mit dem Cover und der Ansage, dass das Buch von einer Autorin sei, deren atmosphärische Krimis regelmäßig in den Top-10 der Bestsellerlisten stünden, mehr, als die Geschichte hält. Sie ist nämlich leblos und alles andere als atmosphärisch – leider, denn die Idee der Geschichte ist nicht schlecht.