Rezension

Guter Einstieg, schneller Abstieg

Die Pestinsel -

Die Pestinsel
von Marie Hermanson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach einem Einstieg auf höchstem Niveau fällt der Roman leider sehr schnell ab und wirkt wie ohne Herzblut zu Ende geschrieben. Schade!

1925, Göteborg: Hauptkommissar Nils Gunnarsson wird zu einem Toten gerufen, der offenbar garrottiert wurde. Seltsamerweise findet er genau diese Todesart detailliert dargestellt in einem Kriminalroman, den er gerade gelesen hat. Er recherchiert und stößt auf die Spur des anonymen Autors, die zur ehemaligen Pestinsel Bronsholmen führt. 

Marie Hermanson entführt ihre Leser in eine perfekte Kulisse. Nebelschwaden und besondere Gestalten, dazu glucksendes Wasser und abgelegene Ufer, all das erzeugt Gruselgefühle, die aber beherrschbar bleiben. Denn der sympathische Ermittler und Hermansons einfacher, klarer Schreibstil mit dem leichten Anflug von Humor machen zuversichtlich, dass es so ganz brutal nicht werden wird. Anhand interessanter Schilderungen von Orten oder Lebensumständen kommt man gut in der Zeit an, in der der Roman spielt, und richtet sich voller Vorfreude auf einen Krimi besonderer Machart ein.

Doch leider gelingt es nicht, diese Erwartung zu erfüllen. Die Handlung wird recht eingleisig, die Atmosphäre verändert sich, die Zusammenhänge entpuppen sich als schnell durchschaubar. Nicht die Aufklärung des Mordes bleibt im Mittelpunkt, sondern es entwickelt sich eine etwas abstruse Geschichte um die Insel und ihre Bewohner. Viele der Fäden, die zu Beginn ausgelegt wurden, verlieren sich einfach. Personen, die eingeführt wurden, bleiben verschollen. Auch der geschichtliche Kontext, der anfangs so gewissenhaft vorbereitet wurde, geht verloren. Übrig bleiben eine mäßig spannende Recherche und unglaubwürdige Aktionen. 

Dennoch ist das Buch lesbar, auch wenn es im Laufe der Seiten seinen Charakter ändert, als hätte die Autorin viel Liebe in die ersten Seiten gesteckt, ohne eine Idee zu haben, wie es dann weiter gehen soll. Man muss sich eben damit abfinden, dass man sich plötzlich in einer anderen Geschichte wiederfindet und das, was vom Guten übrig bleibt, genießen so gut es geht.