Rezension

Atmosphärisch dichter fesselnder Krimi

Die Pestinsel -

Die Pestinsel
von Marie Hermanson

Bewertet mit 5 Sternen

Göteborg 1925 Kommissar Nils Gunnarsson soll den Tod einer Flussleiche untersuchen. Der Mann wurde stranguliert - mit einer Garotte, sehr ungewöhnlich für diese Zeit. Gunnarsson erinnert sich an einen kürzlich gelesenen Krimi, in dem diese Todesart beschrieben wurde. Mangels anderer Anhaltspunkte versucht er den Autor ausfindig zu machen. Die Spur führt zur einem Insassen auf der Quarantäneinsel Bronsholmen , genannt die  Pestinsel. Der Mann steht unter strenger Bewachung, kann es also nicht gewesen sein.

Da Gunnarsson einiges auf der Insel merkwürdig erscheint, erklärt sich seine ehemalige Freundin und Journalistin Ellen bereit, auf der Insel eine Stelle als Küchenhilfe anzunehmen. Sie trifft auf eine verschworene Gemeinschaft. Ist der Mörder einer von ihnen ?

Das Buch hat mich zuerst durch seine elegante Sprache und  die atmosphärisch dichte düstere Stimmung für sich eingenommen.

Gunnarsson ist ein sympathischer Ermittler, der ausgetretene Denkpfade verlässt, was sein Vorgesetzter nicht immer zu schätzen weiß. Er behandelt die Menschen mit Respekt, auch diejenigen, die außerhalb der Gesellschaft stehen wie Obdachlose oder die Treibgutsammler, eine Lebensgemeinschaft von Gestrandeten, die von Treibgut und Diebstahl leben.

Im Laufe der Ermittlungen trifft er auf den zwielichtigen Doktor Kronborg. Bis zum Schluss war mir nicht klar, welchen Anteil er an den Geschehnissen hat.

Nils ehemalige Freundin Ellen wäre gerne eine moderne , selbstbewusste Frau. Da sie aus gutem Hause stammt, sind ihr die Niederungen der menschlichen Natur unbekannt. Dementsprechend sind ihre Erfahrungen auf der Insel unerwartet und schockierend. Auch für mich waren die Inselbewohner zu Beginn ein Rätsel. Umso mehr ich erfahren habe, umso weniger wusste ich, ob ich wütend, entsetzt oder voller Mitleid sein sollte.

Am Ende werden alle Puzzleteile zusammengefügt und ergeben ein verstörendes Bild von Gier und Abhängigkeiten.

Am Rande sei noch erwähnt, dass die Autorin auch einige amüsante Dinge erwähnt wie etwa die Situation der Verkehrspolizisten damals.