Rezension

Guter Krimi aus dem Norden mit kleinen Schwächen

Dreck muss weg - Linda Conrads, Alexandra Richter

Dreck muss weg
von Linda Conrads Alexandra Richter

Bewertet mit 4 Sternen

Paralallel zueinander werden an zwei ganz unterschiedlichen Orten zwei Schwestern im Seniorenalter brutal ermordet. In Ostfriesland macht sie dich junge Ermittlerin Marga an die Arbeit den Fall aufzudecken, in Hamburg ist es der übergewichtige Kommissar Bärwolff. Sie ist durch ihren gehandicapten Partner in ihrer Karriere gehemmt – er arbeitet zu viel, dass ein Familienleben und seine Gesundheit darunter leiden. Diese beiden finden nun zusammen und sollen den Fall gemeinsam in Hamburg lösen, denn dort ließ sich zuerst eine heiße Spur finden.
An diesem Buch kann man viel herummeckern, ohne Frage, doch zunächst möchte ich festhalten, dass mir das nördliche Mileu in dem das Buch spielt sehr gut gefallen hat. Geschickt eingespielte Dialogfetzen auf platt und typisch nordische Formulierungen wie die mit dem Pudding, um den man fahren muss, bereichern das Buch atmosphärisch sehr. Außerdem war es nett mal seinen Wohnort in einem Buch erwähnt zu sehen, auch wenn er keine große Rolle gespielt hat. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass Leser, die nicht aus dem Norden kommen vielleicht das eine oder andere nicht verstehen würden, ein Glossar wäre da hilfreich gewesen.
Zwar war der Schreibstil im Grunde völlig in Ordnung und mit den nordischen Aspekten eigentlich sogar gut, doch zwischdurch waren mir manche Passagen oder Dialoge zu flapsig und unangemessen, das hat mir gar nicht gefallen. Auch hatte ich den Eindruck, dass das Autorenduo an mancher Stelle den Überblick verloren hat. Ich habe jedenfalls sehr oft das Gefühl gehabt, etwas Entscheidendes nicht mitbekommen oder verpasst zu haben, weil manche Entwicklung schwups einfach da war, ohne sich wirklich entwickelt zu haben. Das hat mich zwischenzeitlich schon gestört. Darüber hinaus gab es meines Empfindens nach einige Ungereimtheiten im Fall und in den Dialogen, bei denen mir beim Lesen wie im Comic Fragezeichen aus dem Kopf ploppten. Das führt bei mir zu dem Eindruck, dass das Buch noch nicht völlig ausgereift war, vor allem auch, da der Fall sich am Ende sehr schell in Wohlgefallen auflöst. Etwas zu schnell. Eigentlich mag ich unerwartete Wendungen sehr und ein Krimi lebt davon, dass der Mörder möglichst lange unerkannt bleibt, doch was hier zusammenlief im Finale wirkte wirklch arg konstruiert. Ebenso die Entwicklung mit einem Kollegen aus Hamburg, gegen den intern ermittelt wurde und bei dem ganz abstruse Dinge zu Tage geführt wurden. Aus dieser letzten Geschichte hätte man lieber einen eigenen Fall und damit ein seperates Buch machen können, so wirkte das Gesamtpaket sehr aufgesetzt – vor allem, weil es so nebenbei abgehandelt wurde. Zu guter letzt habe ich den Epilog nicht verstanden.
Doch abgesehen davon konnte man dem Fall sehr gut folgen und das Buch war prima atmosphärisch geschrieben, so dass man es gut in einer stressigen Woche lesen konnte. Dem zupass kam, dass das Buch relativ dick war und auch so Platz für Hintergünde der Protagonisten blieb, die zusätzlich für Atmosphäre sorgten. Auch die Tatsache, dass die Autorinnen nicht darauf bestanden haben, dass das Aufgreifen des flüchtigen Mörders bis ins letzte Detail noch in diesem Krimi unterbringen zu müssen hat mir sehr gut gefallen, unterscheidet es sich doch stark von manch anderem Krimi, in dem auf Biegen und Brechen alles aufgelöst werden muss.
Die vielen kleinen Fehler konnten meiner Lesefreude jedoch keinen Abbruch tun und so würde ich mich freuen, wenn es um das ungleiche Ermittlerduo noch ein paar weitere Fälle zu lesen geben könnte.

Fazit: Man merkt diesem Buch an, dass die Autorinnen noch am Anfang ihrer Karriere stehen, denn kleine stilistische Ungereimtheiten und an manchen Stellen ein unausgereift wirkender Plot, sind schon auffällig. Gestört hat es mich mitunter schon, sodass ich häufig das Gefühl hatte, etwas nicht mitbekommen zu haben, andererseits schreiben sie sehr atmosphärisch und man kann prima in diesem Krimi versinken. Die Lesefreude wurde bei mir dadurch jedenfalls nicht gemindert! Potential steckt sowohl in den Protagonisten als auch im Autorenduo und so würde ich mich freuen, weiteres aus dem hohen Norden zu lesen zu bekommen.