Rezension

guter Wolf, böser Wolf

Sei ganz still
von Sebastian Thiel

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchrückentext: ==

Die Jagd beginnt! Im Sommer des Jahres 1938 brodelt die Stimmung im Deutschen Reich. Hitler verlangt nach mehr Lebensraum im Osten, das Volk stimmt blind vor Euphorie ein. Nur der Schläger, Trinker und Polizist Friedrich Wolf bekommt von alldem nichts mit.

Eingesperrt im Strafgefangenenlager schuftet er unter schlimmsten Bedingungen, bis ein mysteriöser SS-Arzt ihn herausholt und ihn beauftragt, ein ganz bestimmtes Mädchen in der Düsseldorfer Unterwelt ausfindig zu machen. Eine Jagd beginnt, die Wolf an seine Grenzen bringt. Und bald schon wird aus dem Jäger ein Gejagter...

== Was ist ein Noir-Krimi? ==

Noch nie zuvor hatte ich von dem Genre "Noir-Krimi" gehört. Was ein Noir- Krimi ist, der hier in den rauen Zeiten des zweiten Weltkrieges spielt...

>>Der Noir-Krimi ist mehr als nur Krimi. Die Anti-Helden durchleiden nicht nur die Verbrechen, von denen der Noir-Roman erzählt, sondern steigen tief hinab in ihre dunklen Seelen. Sie sind keine genialen Denker, oder schlagkräftig und moralisch überzeugende Typen, sondern in sich zerrissene, von den (verbotenen) Genüssen des Lebens verführbare Anti-Helden, die unaufhaltsam ihrem düsteren Schicksal entgegen stolpern.<< quelle: www.kriminalliteratur.krimischule.de/noirkrimi.html

== Leseeindrücke: ==

Der Prolog beginnt sehr fesselnd und spiegelt deutlich die Angst wider, die man - in diesen rauen Zeiten eh und je - im Strafgefangenenlager hatte. Friedrich Wolf - Protagonist, Polizist, Strafgefangener und Ermittler in diesem Krimi - ist beim Scharführer als böser Bulle besonders verpönt. Dann die Wende: Der mysteriöse SS-Arzt Kampa möchte Wolf für seine Zwecke benutzen: Gemeinsam öffnen sie das Grab seiner kürzlich verstorbenen Verlobten Charlotte, aber die Frau im schwarzen Totenkleid in Charlottes Grab ist eine Greisin. Nun ist klar: Die falsche Tote liegt im Grab auf dessen Grabstein aber Charlottes Name steht. Wolf bekommt unter In-Aussicht-Stellung der Freiheit den Auftrag das Geheimnis dieser unerklärten Umstände zu lüften. Die Mission beginnt, die Wolf selbst in größte Gefahr bringt…

Von Beginn der Handlung an war ich ganz in der damaligen Zeit und hatte die Zustände und die Häftlingssituation bildlich vor Augen. Die Zeit damals war rau und hart, wir erfahren viel über die seinerzeitigen Zustände und den grausamen Methoden, mit denen Menschen damals gefoltert und gedemütigt wurden.  

Mit Wolf und den anderen Charakteren war ich schnell vertraut, da wir sie gut vorstellbar und detailliert beschrieben bekommen. Auch den Temporal- und Lokalkolorit  dieser Zeit kann man sich anhand dieses Krimis mehr als deutlich vorstellen.

Dem Autor Sebastian Thiel ist es mit diesem Kriminalroman gelungen mich zu fesseln und zu bannen. Schon sein Roman "Uranprojekt" hatte ich damals gebannt gelesen. Der Krimi beginnt beängstigend, steigert sich gegen Mitte hin in Spannung und Aktion, endet mit einem filmreifen Showdown. Straff gespannt war der Spannungsbogen von Anfang bis Ende allemal. Die 15 aktionsgeladenen Kapitel verteilen sich auf kurzweiligen 277 Seiten, die in gut lesbarer Großschrift verfasst sind.

Das Cover zeigt eine Fotografie der damaligen Kriegszeit, auf dem Kinder besonders traurig wirken: Den Kopf gesenkt bzw. den Blick traurig nach hinten gewendet. Sehr gerne vergebe ich volle Sternenzahl!

© esposa1969