Rezension

Gutes Jugendbuch

Über mir der Himmel - Jandy Nelson

Über mir der Himmel
von Jandy Nelson

Die 17-jährige Lennie Walker war gerne die kleine Schwester von Bailey, ihrer 2 Jahre älteren Schwester. Sie lebte glücklich und zufrieden in ihrem Schatten und hat mit ihr viel mehr als nur das Zimmer geteilt.
Sie waren unzertrennlich, haben zusammen gelacht, zusammen geweint und jedes noch so kleine Geheimnis miteinander geteilt.

Jetzt hat Lennie keine große Schwester mehr, denn Bailey verstarb vor wenigen Wochen völlig unerwartet. Für die Familie ist dies ein Schock, der nicht abzuklingen scheint. Ihre Trauer ist tief in ihnen verwurzelt.
Besonders für Lennie ist dies eine unerträgliche Situation. Das sensible Mädchen sucht Trost in der Musik und ihren Büchern. Zusammen mit Toby, dem Ex-Freund ihrer Schwester versucht sie den Verlust zu verarbeiten und sie kommen sich näher, was noch mehr Chaos in ihrer Gefühlswelt auslöst.
Und dann ist da auch noch Joe, der neu in der Stadt ist und die Liebe zur Musik mit ihr teilt.
Doch wer ist der Richtige für sie?

Jandy Nelson hat mit “Über mir der Himmel” eine sehr berührende Geschichte geschrieben, die mit ihrer Melancholie und den wunderbaren Charakteren überzeugt.
Besonders interessant ist die Verarbeitung der Trauer bei den jeweiligen Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein kann.

Während Lennie’s Großmutter ihre Trauer mit Gartenarbeit und Malerei verarbeitet, arbeitet ihr Onkel Big dauernd an Pyramiden und redet mit Pflanzen und Bäumen.
Lennie schreibt dagegen viele Gedichte und Gedanken auf Papier nieder, um ihre Gefühle rauszulassen.
Durch ihre Musik und ihre Bücher schafft sie ebenfalls, ein Rückzugsort zu finden.
Auch in der Schule hat es das Mädchen nicht leicht. Während alle besonders Rücksicht auf sie nehmen und Bailey in den Gedanken immer vorhanden ist, ist es besonders erfrischend für sie, dass es einen neuen Schüler an ihrer Schule gibt, der sie nicht nur als Baileys kleine Schwester wahrnimmt.
Mit Joe teilt sie die Liebe zur Musik. Während er u.a. Gitarre spielt, hat sich Lennie auf die Klarinette spezialisiert. Joe ist fasziniert von Lennie und versucht ihr mit allen Mitteln näher zu kommen.

Toby ist dagegen das genaue Gegenteil von Joe. Er liebt das Skaten und hat mit Musik nicht viel am Hut. Er ist der Exfreund von Bailey und kann mit seiner Trauer nicht umgehen.
Immer wieder sucht er die Nähe zu Lennie, die ihn an seine Ex-Freundin erinnert. Doch dabei kommen sie sich näher, als es ihnen lieb ist.
Damit ist das Gefühlschaos für Lennie perfekt.

Die Autorin hat mich mit ihrem Schreibstil sehr überzeugt. In jedem noch so kleinen Satz spürt man die Melancholie und Trauer, die in dieser Geschichte besonders wichtig ist.
Die Geschichte liest sich flüssig und einfach und ich bin nur so durch die Seiten geflogen.
Vor allem die vielen kleinen Notizen und Gedichte von Lennie haben mir sehr gut gefallen und haben mir geholfen, Lennie noch besser zu verstehen.

Auch die Trauer und die Verarbeitung wird hier sehr authentisch dargestellt und man kann nicht anders, als mit der Protagonistin zu trauern.

Für die Covergestaltung hat der Verlag ein großes Kompliment verdient, denn diese ist weitaus besser gelungen, als die Cover der englischen Ausgaben.

“Über mir der Himmel” ist weit mehr als nur ein Jugendbuch. Hier wird von der Autorin nochmal deutlich gemacht, dass Trauer nicht immer nur was negatives ist und man über sich hinaus wachsen kann, wenn man nur fest an sich glaubt.