Rezension

Harte Kerle in Louisiana

Eine Zelle für Clete -

Eine Zelle für Clete
von James Lee Burke

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Südstaatenkrimi mit viel Gewalt, zweifelhaften Helden, großartigen Naturbeschreibungen und viel Sozialkritik

Detective Dave Robicheaux und sein Freund Clete Purcel versuchen, Licht in das Dunkel um eine Mordserie an jungen Frauen zu bringen. Ausgerechnet mit einem der Hauptverdächtigen hat sich Daves Stieftochter gerade angefreundet, was ihn in besondere Alarmbreitschaft versetzt.

James Lee Burke nimmt sich auch im 18. Band der Reihe die Zeit, als Grundlage eine intensive Südstaatenatmosphäre auszubreiten. Es gelingt ihm hervorragend, die besondere Stimmung der Region zu übermitteln. Die Historie der Bevölkerungsgruppe der Cajuns in Louisiana wirkt unaufdringlich präsent, Orts- und Naturbeschreibungen beschwören die Vorstellungskraft, politische und gesellschaftliche Machtverhältnisse zeigen ihre Einflüsse. Die Vergangenheit atmet aus jeder Zeile, auf eine irgendwie trostlose Weise, und wirkt sich besonders in der Diskriminierung farbiger Menschen bis ins Heute aus. 

Auf der Suche nach Wahrheit erweisen sich nicht nur die kriminellen Personen als äußerst gewaltbereit. Auch Dave und besonders Clete versuchen in vielen Situationen erst gar nicht, die Kontrolle über ihre testosterongesteuerten Handlungsweisen zu behalten. Ein echtes Kerlsgetue, rüpelnd und provozierend mischen sie alles auf, was sich in den Weg stellt. Bereits bei einfachen Dialogen sorgen ständige Sticheleien  für Eskalation. Da geht es schnell hart und blutig zu und die Anzahl der Toten steigt gefühlt von Seite zu Seite. Fast aus keiner Begegnung findet der alkoholaffine Clete ohne nennenswerten Konflikt wieder heraus. Der wenig schmeichelhafte Nickname „Abrissbirne“ trifft daher genau ins Schwarze.

Da ist so gar nichts Feines, Subtiles. Sobald die beiden im Gegenüber einen Gegner wittern, wird Schuld vorausgesetzt und im Wespennest herumgestochert.

Bei all den Problemen, die sie magisch anziehen, ist es wunderbar und überlebenswichtig, dass sie sich hundertprozentig aufeinander verlassen können.

Manchmal wird Bezug genommen auf ehemalige Erlebnisse, aber der Roman lässt sich ohne Weiteres ohne Kenntnis der Vorgängerbände lesen.