Rezension

Hastig und wirr

Der versperrte Weg -

Der versperrte Weg
von Georges-Arthur Goldschmidt

Bewertet mit 2.5 Sternen

Durch den zweiten Weltkrieg wurde die Familie des Autors Goldschmidt zerrissen. Dabei brach der Kontakt mit dem älteren Bruder wohl irgendwann ab, obwohl die Jungen zusammen ins Ausland geschickt wurden um sie vor der Verfolgung durch die Nazis zu bewahren. In "Der versperrte Weg" zeichnet Goldschmitt nun das Leben des Bruders während der NS-Zeit nach.

Dieses Nachzeichnen ist zu Beginn auch ganz wunderbar gelungen. Wie der Bruder Jürgen-Arthur durch die Geburt des Jüngsten - also die des Autors selbst - erschüttert wurde, war anschaulich beschrieben! Auch das Unverständnis des Jungen, der sich voll und ganz deutsch fühlt, das Konzept "Jude" noch nicht versteht und schon gar nicht, warum ausgerechnet er dazugehören soll, war gut geschildert.

Doch dann beginnt Goldschmidt so viel zu verkürzen, dass ich zum Teil über die Sätze gestolpert bin und mich kaum orientieren konnte. Da ist die Flucht der Jungen aus ihrem französischen Internat in einem Nebensatz untergebracht. Es wird relativ viel über die Juden in Frankreich erzählt aber aber kaum etwas über den jüngeren Bruder, der doch das einzig verbliebene Familienmitglied ist. Später reicht wieder ein Nebensatz um die Befreiung des Vaters aus Auschwitz unterzubringen aber mehrere Absätze verwendet Goldschmidt darauf, ddenfür mich irrelevant Wechsel Jürgens vom Protestantismus zum Katholizismus zu begründen.

Trotz des ein oder anderen Satzes zum innehalten, hat mich hier das Zitat aus einem Weiße-Rose-Flugblatt am meisten berührt - also noch nichtmal die Worte Goldschmidts selbst. Das in meinen Augen hingeklatschte Ende, hat mich zweifeln lassen, ob er nicht zwischendrin die Lust an seinem Schreibprojekt verloren hat. Sehr schade, denn der Anfang gefiel mir wirklich gut!