Rezension

Hat meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllt

Wolken wegschieben - Rowan Coleman

Wolken wegschieben
von Rowan Coleman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Willow ist 39 Jahre alt, übergewichtig, geschieden, lebt jetzt alleine und ist zu allem Überfluss auch noch in ihren besten Freund Daniel verliebt. Als ihre Chefin Viktoria, Leiterin einer Agentur für Prominente, sie dazu beauftragt, die junge Nachwuchsschauspielerin India bei sich aufzunehmen, damit diese, nachdem sie von ihrem Geliebten verlassen wurde, nicht auf dumme Gedanken kommt, beginnt alles aus dem Ruder zu laufen. Denn nicht nur India steht plötzlich vor ihrer Tür, auch die fünfzehnjährige Chloe, Tochter ihres Ex-Mannes steht unangekündigt da, im sechsten Monat schwanger. Willow weiß gar nicht, wo sie nun mit all den Problemen beginnen soll, denn auch Willow kämpft mit Dämonen aus ihrer eigenen Vergangenheit. Wird es ihr gelingen, ihre eigenen Vergangenheit zu bewältigen und all diese Probleme zu lösen? Und dann ist da auch immer noch ihre unerwiderte Liebe zu Daniel? Und was ist mit James, Daniels Freund? Willows ruhiges beschauliches Leben wird turbulent.
Meine Meinung:
Ja, das klingt alles eigentlich sehr unterhaltsam und kunterbunt, aber so richtig rein in die Geschichte habe ich nicht gefunden. Ganz im Gegenteil, ich musste sehr lange überlegen, wo will die Autorin mit mir hin? Welchen Sinn macht das alles? Denn ich bin es von Rowan Colemans vorherigen Romanen gewohnt, das ihre Erzählungen einen gewissen Tiefgang hatten und dieser fehlte mir hier doch ein wenig. Das liegt aber keineswegs am Schreibstil der Autorin, denn dieser ist gewohnt flüssig, mit einem wunderschönen Sprachstil und recht viel Einfühlungsvermögen. Doch auch wenn unglaublich viel passiert und sich Ereignisse immer wieder überschlagen, bleiben viele Dinge zu lange im Ungewissen und ich hatte meine Schwierigkeiten, beim Lesen nicht immer wieder gedanklich abzuschweifen. Es wurde dann zwar immer besser, je mehr ich von Willow und ihrem Leben erfuhr, aber es blieb alles immer sehr wage und vieles löste sich erst sehr spät auf.
Willow als Protagonistin ist mir schon sehr sympathisch, eine Frau im besten Alter, die sich scheinbar in ihrer eigenen Haut nicht wohl fühlt, dabei ist sie ein wirklich herzensguter Mensch. Doch Willow lebt ein wenig in ihrer eigenen Welt, die sie sich selbst zusammenträumt und muss von jetzt auf gleich vieles in die Hand nehmen. Was mich hier so richtig gestört hat, waren diese ständigen Anspielungen auf ihre Figur und auch dieses Tante Kuschelkissen, wie sie von ihren Nichten genannt wird. Die Frau trägt aber eine Kleidergröße zwischen 42 und 44? Ähm ja, vom beschriebenen klang es nach viel mehr. Auch wenn es zunächst scheint, als wäre alles zu viel für Willow, bekommt sie doch noch die Kurve und nimmt alles in die Hand.
Dann kommen hier eine ganze Menge Nebencharaktere, die mal blass bleiben, mal recht viel Leben verliehen bekommen, doch auch hier waren mir die meisten recht sympathisch. Doch trotz aller Sympathien waren es viel zu viele Personen und ich musste immer wieder überlegen, wer denn da gerade zum Zuge kam.
Alles in allem hatte ich den Eindruck, dass die Autorin zu viele Geschichten in eines gepackt hat. Eine übergewichtige Frau, die mit Dämonen der Vergangenheit kämpft, die mir aber erst gegen Ende des Buches überhaupt bewusst wurden, ein schwangerer Teenager, ein eifersüchtiger Exmann, ein schillernder bester Freund, eine supertolle Schwester. Dies alles führte dazu, dass die Geschichte an Tiefgang verlor und ich nicht immer bei der Sache blieb beim Lesen.
Mein Fazit:
Letzendlich war es ein Buch, in dem versucht wurde, allen Tiefgang ins Ende zu packen. Mir kam es vor, das die Autorin versucht hat, alles spannend zu halten, aber genau das fehlte durch das ganze zusätzliche Chaos der Geschichte. Mein Lesefluss blieb immer wieder auf der Strecke, dabei ist das Buch sprachlich wirklich hervorragend geschrieben. Obwohl Willow ein sehr sympathischer Charakter war, fand ich keinen Bezug zu ihr und auch mit den Nebencharakteren konnte ich mich erst spät anfreunden. Da ich die Vorgänger von Rowan Coleman kenne, hatte ich vielleicht auch zu große Erwartungen an das Buch gestellt, die aber nicht ganz erfüllt wurden. Ich vergebe drei Sterne!