Rezension

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Hat mich enttäuscht

Saeculum - Ursula Poznanski

Saeculum
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der Medizinstudent Bastian wird eingeladen, mit der Rollenspielergruppe Saeculum fünf Tage auf einer ihrer Conventions zu verbringen. Dort wollen sie leben wie im 14. Jahrhundert: ohne den Komfort der Neuzeit, in Gewandung und der Sprache und eben alles, was dazugehört. Schnell lässt sich Bastian von Sandra zu diesem recht ungewöhnlichen Abenteuer überlegen. Doch noch bevor die Gruppe überhaupt ihr Ziel erreicht, herrscht schon Unruhe, denn der Ort, wo die Con stattfinden soll, ist verflucht. Als logisch denkender Mensch tut Bastian das Ammenmärchen als kompletten Unsinn ab, aber sind die ganzen seltsamen Dinge, die passieren wirklich nur noch Zufall? Oder gibt es den Fluch doch?

Riesig habe ich mich auf "Saeculum" gefreut, denn es stand schon eine Weile in meinem Regal und flirtete nach jedem beendeten Buch aufs Neue mit mir. Umso größer war dann allerdings die Enttäuschung, als ich endlich das Buch anfing und die Ereignisse ihren Lauf nahmen. Auch wenn es vielleicht unfair ist, diesen Vergleich zu ziehen, kann "Saeculum" nicht ansatzweise mit ihrem vorherigen Jugendroman "Erebos" mithalten.

Doch "Saeculum" hatte auch seine positiven Seiten. So war beispielsweise der Schreibstil von Poznanski wieder einmal einfach nur toll. Eins muss man der Frau einfach lassen: Schreiben kann sie. Und so behält sogar dann noch die Lust am weiterlesen, wo man bei anderen das Buch wahrscheinlich schon zugeklappt und abgebrochen hätte. Die Charaktere waren breit gefächert und man trifft auf die "üblichen Verdächtigen", wie man sie in jeder größeren Gruppe antreffen kann. Sehr schön getroffen. Alle waren mir nicht sympathisch, und das ist auch gut und richtig so.
Auch die Stimmung hat mir im allgemeinen sehr gut gefallen. Vorallem beim Mittelaltermarkt konnte sich die Fantasie ordentlich austoben. Hach, da bekommt man selber Lust, mal wieder zu einem hinzugehen. Und auch im späteren Verlauf mochte ich die Stimmung. Die Situationen wurden stimmungstechnisch einfach toll rübergebracht.

Leider reichte das alles aber nicht, um dem Buch eine bessere Bewertung zu geben. Kommen wir also nun zu den Dingen, die mich arg gestört haben. Achtung, ab hier geht leider das Spoilern los! Normalerweise mag und mache ich sowas eher ungern, aber zum besseren Verständnis muss das leider sein.

Schon bei der ersten Erzählung der Legende um den Spielplatz war klar, wie die Geschichte sich entwickeln würde. Ich war schon von Anfang an skeptisch, wieso jemand, der noch nie in irgendeiner Form etwas mit Mittelalter (nicht einmal mit den Märkten) zu tun hatte, natürlich u n b e d i n g t mit musste. Leider wurde ich in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht. Zwar gab es kurzzeitig Situationen, wo ich gehofft habe, dass ich mich geirrt hatte und die Geschichte einen ganz anderen Weg einschlägt, aber als die letzte "Nachricht" eintraf, kam genau das, was ich erwartet hatte. Und leider waren Bastian und die meisten anderen brav naiv und haben den Fluch schön entgegengespielt, was dem ganzen einen ziemlich gekünstelten Eindruck verlieh. Sehr oft, für mich zu oft, war es offensichtlich, was als nächstes kommt und wie es ausgeht. Mich hat das furchtbar frustriert. Genauso frustrierend war es auch, dass mir ziemlich schnell klar war, wer hinter der ganzen Inszenierung steckte. Auch hier war es häufig leider sehr offensichtlich, zumal das Verhalten der betreffenden Personen auch dementsprechend überzogen war. Bastian wirkte, logischerweise, ziemlich naiv und hat sich zu keinem Zeitpunkt zu misstrauischen Gedanken hinreissen lassen, ob die Rollenspieler (!) trotz der scheinbar ausweglosen Situation nicht vielleicht doch noch weiterspielten. Ich weiß nicht, mich hätte es ab einem bestimmten Punk trotz der Situation ziemlich misstrauisch gemacht. Aber nein, es wurde nicht hinterfragt. Zu allem Überfluss am dann auch noch Doro hinzu, die einfach nur schrecklich nervig war. Mit jeder Seite habe ich mehr gehofft, dass ihr endlich jemand ein Holzschwert über den Kopf zieht, damit endlich Ruhe ist. Und auch das Ende war... ja... Naja.

Vielleicht gehe ich mit "Saeculum" auch zu unrecht zu hart ins Gericht, weil ich mehr etwas in Richtung "Erebos" erwartet habe, wo ich bis zu letzt über die Auflösung am rätseln war und die gegebene Auflösung nichtmal ansatzweise in Erwägung gezogen hatte. Fakt ist jedenfalls, dass ich ziemlich enttäuscht wurde, weil zu vieles einfach zu offensichtlich war und auch das Ende mich nicht überzeugen konnte.