Rezension

Hat mich nicht gänzlich überzeugt

Georgine – Der lange Weg zu mir selbst -

Georgine – Der lange Weg zu mir selbst
von Georgine Kellermann

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext:

 

„Sie machte als Georg Kellermann beim WDR Karriere, war als Korrespondent in Paris und Washington und wurde schließlich Studioleiter in Bonn, Duisburg und Essen. Und sie führte beruflich über vier Jahrzehnte ein Doppelleben, denn privat lebte Georgine Kellermann schon lange als Frau: Sie fuhr in Pumps mit dem Auto bis in die Tiefgarage und war im Büro dann wieder Georg. Das Coming-out plante sie erst für den Tag ihrer Pensionierung. Zu groß war die Angst, man würde sie in der Branche nicht mehr ernst nehmen. 2019, auf dem Weg in den Urlaub, hat sie von einer Minute auf die andere Schluss gemacht mit dem Versteckspiel. Sie outete sich als Frau. Als trans Frau. Seitdem kämpft sie für mehr Toleranz, Sichtbarkeit und Normalität in unserer Gesellschaft.“

 

Der Klappentext liest sich interessant, doch leider hat mich diese Autobiografie anschließend nicht erreichen können.

 

Ich habe zu diesem Buch gegriffen, weil sich der Sohn meiner Freundin vor einigen Jahren entschlossen hat, eine Tochter zu sein. Daher wollte ich ein bisschen mehr zum Thema wissen.

 

Ich kannte den Journalisten Georg Kellermann bislang nicht, da ich nur wenig Deutsches Fernsehen konsumiere.

 

Die Schilderung von Georgs Kindheit kommt mit bekannt vor. Die Krankheit seiner Mutter ist die meines Vaters. Dieser Teil hat mir, weil ähnliche Lebensgeschichten verbinden, noch gefallen. Doch je länger die Biografie dauert, desto weniger konnte sie mich fesseln.

 

Es ist kaum zu glauben, dass Kellermann im Journalismus tätig war. Der Schreibstil ist für mein Empfinden einfach und manchmal holprig. Die eine oder andere Schilderung aus dem Berufsleben, in dem sie ja Georg ist, ist sehr detailliert beschrieben, hat aber mit Georgine wenig zu tun. Dieser Bereich hätte durchaus wenig gestrafft werden können.

 

Über vierzig Jahre so ein Doppelleben zu führen, muss sehr anstrengend gewesen sein. Allerdings kann ich gut verstehen, dass Georgine Angst vor beruflichen Konsequenzen gehabt hat und deshalb bis zu ihrem Pensionsantritt mit dem Outing gewartet hat.

Gut gefällt mir, dass Georgine in Schulen geht und Aufklärungsarbeit leistet. Allerdings hätte ich davon und wo Betroffene Hilfe erhalten können, mehr erwartet.

 

Ich habe zuvor schon Nora Dahms Biografie „Endlich Nora!“ gelesen, deren Schreibstil wesentlich mitreißender ist.

 

Fazit:

 

Leider hat mich Georgine Kellermanns Biografie nicht so wirklich mitreißen können, daher gibt es 3 Sterne. Einer davon ist für den Mut, nach vierzig Jahren mit dem Versteckspiel aufzuhören.