Rezension

Hat mich richtig gepackt

Echo einer Winternacht -

Echo einer Winternacht
von Val McDermid

Bewertet mit 4.5 Sternen

»Ich sag euch was. Wir sollten beten, dass Maclennan herausfindet, wer es getan hat, und denjenigen einsperrt. … Wenn er es nicht tut, werden wir den Rest unseres Lebens die Typen sein, die ungestraft einen Mord begangen haben.«

1978, St. Andrews in Schottland. Eine kalte Winternacht, kurz vor Weihnachten, nimmt einen dramatischen Verlauf. Das Leben der erst 19jährigen Rosie endet, sie wird vergewaltigt und ermordet. Aber auch das Leben der vier Studenten, die sie auf dem Heimweg von einer Party finden, wird niemals wieder so sein wie zuvor, denn die jungen Männer gelten plötzlich als Hauptverdächtige.

Die Tat kann ihnen nicht bewiesen werden, allerdings wird der Mord auch nicht aufgeklärt, sie somit auch nicht entlastet. Im Jahr 2003 leben sie bereits 25 Jahre mit dem üblen Verdacht und den Spuren, die er in ihr Leben gegraben hat. Als eine Ermittlergruppe beauftragt wird, sich den alten Fall neu vorzunehmen, keimt Hoffnung auf. Doch schon bald beginnt ein neuer Alptraum, denn zwei der Männer werden ermordet…

 

Meine Güte, war das spannend! Die Autorin schaffte es von der ersten Seite an, mich in ihren Bann zu ziehen. Der erste Teil umfasst die Vorgänge rund um den Mord und die erste Zeit danach, man ist als Leser nah bei den jungen Männern und ebenfalls bei den damaligen Ermittlern, erlebt eine eindringliche und sehr dichte Atmosphäre. Die Anschuldigungen und Vorurteile, denen die Studenten ausgesetzt sind, machten mich manches Mal richtig wütend, an anderer Stelle bemerkte ich aber auch kleine Auffälligkeiten, die mich grübeln ließen, ob möglicherweise doch einer von ihnen in die Tat verstrickt sein könnte. Auch andere Personen kamen mir verdächtig vor, nirgends passte aber alles zusammen. Ich freute mich auf die Auflösung im zweiten Teil!

 

Hier wurde es dann erst recht spannend. Zu den zwei Morden kamen weitere Gewalttaten hinzu und ein zunächst namenloser Täter machte deutlich, dass seine Taten mit dem alten, ungesühnten Mord zusammenhängen. Aber weshalb? Und warum nach so langer Zeit? Nun gilt es, nicht nur den Cold Case aufzuklären, sondern auch die aktuelle Serie zu stoppen. Auch hier gibt es neue Ansatzpunkte, geschehen schlimme Dinge, die mich mitfühlen und rätseln ließen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich jeder Mensch mit Vorverurteilungen zurückhalten würde, die Auswirkungen können fatal sein!

 

Ein Charakter blieb allerdings noch reichlich blass und das ist genau der vom Untertitel. „Ein Fall für Karen Pirie“ – also das ist mehr als übertrieben. Sie taucht im zweiten Teil zwar theoretisch als zuständige Ermittlerin auf, kommt aber über eine Position als Randfigur nicht hinaus. Vielleicht geschieht das in den Folgebänden – ich werde es herausfinden.

 

Fazit: Spannende Krimiunterhaltung, die mich so richtig gepackt hat. Gerne mehr davon!