Rezension

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hat mir gut gefallen

Kavaliersdelikt
von Chris P. Rolls

Bewertet mit 5 Sternen

Ich gebe zu, dass ich anfangs irritiert war. Ist es möglich, dass man einen Jungen für ein Mädchen hält? Ich kam jedoch recht schnell zu dem Schluss: ja, das ist möglich. Dies lag u.a. an der guten Personenbeschreibung von Hendrik, der mir dadurch glaubhaft androgyn erschien. Auch Leandro fand ich sehr gut dargestellt, wobei er allerdings den typisch männlichen Part übernahm.
Als Henny, alias Hendrik, sich dann Hoffnungen auf eine Freundschaft zu Leandro machte, zweifelte ich erneut. Ich befürchtete eine Wiedergabe des Klischees, dass jeder Mann potentiell (zumindest) bisexuell veranlagt ist. Doch auch hier wurde ich positiv überrascht. Denn dieser Roman erzählt einfach nur die sehr schöne Geschichte einer innigen Schwärmerei, die im Verlauf etwas aus den Fugen gerät.
Die Beziehung zwischen den beiden Protas wirkt echt, und irgendwann tritt vollkommen in den Hintergrund, dass es sich hier um zwei Jungen handelt.
Ich erlebte nahezu die ganze Bandbreite der Gefühlspalette, von Zuneigung, Liebe und Eifersucht bis hin zu Selbstzweifeln und verletztem Stolz. Alles wirkte sehr authentisch und nicht übertrieben, so dass ich durchaus mit den Protas Liebe und Leid teilen konnte.
Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass im Roman auch mal kleinere Klischees bedient werden, und dass Hendriks Umfeld gerne etwas plastischer hätte sein können. Letzteres kam mir etwas zu kurz. Aber diese Punkte fielen gegenüber dem Rest der Geschichte kaum ins Gewicht.

Insgesamt eine schöne, nicht ganz unproblematische homoerotische Liebesgeschichte, mit tollen Protas, die ich sehr gerne gelesen habe.