Hat schon mal jemand den Drucker gefragt?
Bewertet mit 5 Sternen
Die Ich-Erzählerin hat das Dorf in dem sie aufgewachsen ist verlassen und ist nach Amsterdam gezogen. Seit einigen Jahren arbeitet sie in einem Startup Unternehmen, das bereits so etabliert ist, das man es vermutlich nicht mehr als ein Startup bezeichnen kann. Unsere Ich-Erzählerin hält nicht so viel von ihren Mitmenschen im Allgemeinen bzw. ihren Arbeitskollegen im Speziellen und ist daher ganz froh darüber zwar ein kleines, dafür aber ein Einzelbüro zu haben. Ihr einziger Freund im Arbeitsalltag ist Xerox, der Drucker. Er ist ihr Verbündeter in Zeiten der Oberflächlichkeit, des hinter-ihren-Rücken-Tuschelns und zum Glück auch bei ihren persönlichen Ängsten. Denn sie hat die Tendenz zum hypochondrischen Sich-Reinsteigerns. Da wird aus einer Kurzatmigkeit durch schnelles Laufen schnell ein anaphylaktischer Schock. Plötzlich und unerwartet Trennen sich dann allerdings die Wege der Ich-Erzählerin und Xerox. Was die Hauptprotagonistin zunächst davon hält, können wir uns denken, doch wie geht es dem Drucker damit jetzt wo seine „Pflegerin“ weg ist?
In ihrem Debütroman stellt uns die Journalistin und Theaterkritikerin Fien Veldman eine Ich-Erzählerin vor, die zunächst etwas schrullig, hypochondrisch, mit gewissen Eigenheiten daher kommt. Sie hat zu ihren Arbeitskollegen nicht viel Kontakt, trifft sich auch in ihrer Freizeit eigentlich nur mit einer Freundin und unterhält nur mit ihrem Drucker im Büro eine innige Beziehung. Ihre sarkastische, leicht überspitze Sichtweise auf ihre Umwelt ließ die Protagonistin, in meinen Augen, dennoch sehr liebenswürdig erscheinen. Vor allem zu Beginn der Geschichte brachten mich einige Formulierungen sehr zum Lachen, erinnerten sie mich auch ein bisschen an eigenen Äußerungen in bestimmten Situationen. Nach und nach merkt man allerdings, dass mehr hinter den Ängsten der Erzählerin steckt. Es gibt nämlich noch einen zweiten Erzählstrang, in dem es um ein Ereignis in ihrer Vergangenheit geht. Je länger man auf die Auflösung dazu wartet, desto mehr Spekulationen habe ich dazu angestellt, was passiert sein könnte. Fien Veldman gelingt es mit ihrem einnehmenden, in positiven Sinne, kurzweiligen Erzählstil viele schwierige Themen, wie soziale Isolation, Traumatisierungen sowie Ängste aufzugreifen. Sie warnt ihre Leserschaft davor nicht nur das zu sehen, was wir vermeintlich sehen wollen. Sondern sich auch die Zeit für eine Person oder eine bestimmte Situation zu nehmen, um genau zuhören und hinsehen zu können um was es eigentlich geht.
Fazit:
Fien Veldmans überzeugt in ihrem Debüt mit sowohl einem nachdrücklichen wie unterhaltsamen Erzählstil als auch mit einer gelungenen Umsetzung.