Rezension

Heimatbesuch

Schäfers Qualen - Georg Haderer

Schäfers Qualen
von Georg Haderer

Bewertet mit 4 Sternen

In Kitzbühel wird der Unternehmer Steiner bei einer Wanderung überwältigt und ans Gipfelkreuz gehängt. Die Wiener Polizei entsendet Major Johannes Schäfer an den Ort des Geschehens zur Unterstützung der dortigen Dienststelle. Man erwartet von Schäfer, dass er sich in Kitzbühel besonders gut zurechtfindet, schließlich ist es die Stadt seiner Jugendjahre. Als ganz so einfach erweist es sich allerdings nicht, denn einiges aus seiner Vergangenheit möchte Schäfer allzu gerne vergessen. Seine Eltern besucht er nur selten, seine gescheiterte Beziehung macht ihm zu schaffen. Immer wieder in Gedanken an die Vergangenheit verliert er manchmal die Gegenwart aus dem Blick. Schon bald allerdings geschieht ein zweiter Mord, der es an Grausamkeit durchaus mit dem ersten aufnehmen kann.

 

Nicht umsonst beginnen die Ermittler zu rätseln, welche Verbindung es zwischen den Toten geben könnte. Gemeinsamkeiten drängen sich erstmal nicht auf. Da muss wohl in der Vergangenheit gegraben werden. Mit untrüglicher Spürnase und unzweifelhaft vorhandener Kenntnis der Örtlichkeiten und des Menschenschlages nimmt Schäfer eine Witterung auf. Sie treibt ihn auf Wege, in die seine Kollegen manchmal kaum folgen möchten. Manchmal am Rande des so eben noch Erlaubten, immer hartnäckig und dickköpfig, grummelt und hadert sich Schäfer durch den Fall. Er gräbt und gräbt, tatsächlich gräbt er etwas aus.

 

Der erste Fall mit Major Johannes Schäfer bietet einen Ermittler mit urigen Charakter, der vielleicht eher durch Zufall auf die richtige Seite gefallen ist, wie er selber klug und einsichtig bemerkt. Mit seinen akribischen und intensiven Nachforschungen, die immer mal sehr aus dem Bauch heraus erfolgen, dechiffriert Schäfer eine vertrackte Geschichte. Nie und nimmer wäre damit zu rechnen gewesen. Hat man doch den Ort mehr unter touristischen Gesichtspunkten gespeichert, würde man dort kaum ein Verbrechen vermuten. Gefesselt wird man eines Besseren belehrt und freut sich darüber, besonders gut unterhalten worden zu sein.