Rezension

Heinz, sein Herrl und ich – Freunde auf dem 2. Blick: Was tun, wenn Leser-Erwartungen sich nicht erfüllen? Weiterlesen…!!!

Heinz und sein Herrl - Eva Woska-Nimmervoll

Heinz und sein Herrl
von Eva Woska-Nimmervoll

Kennt Ihr das auch? Ihr lest ein Buch! Es ist wahrlich nicht schlecht, aber trotzdem…!?

So erging es mir mit „Heinz und sein Herrl“, das mich während der Lektüre immer wieder etwas ratlos innehalten lies. Nun sitze ich vor dem Computer-Bildschirm, starre auf die Tatstatur und versuche, eine Begründung dafür zu finden. Mehrfach habe ich hier schon betont, dass ich Bücher, die mir nicht gefallen, nicht bis zum Ende lese und somit auch keine Rezension darüber verfasse. Diesen Roman habe ich bis zum Ende gelesen! Also muss er mir gefallen haben! Irgendwie…!

Ich habe schlicht und ergreifend etwas anderes erwartet! Anhand der Ankündigung des Verlages habe ich eine witzige, leichte, doch schwarzhumorige Geschichte erwartet, die mich immer wieder vergnügt auflachen lässt. Dass meinen Erwartungen nicht entsprochen wurden, dafür kann ich erstmal weder der Autorin noch ihrer Geschichte einen Vorwurf machen.

„Auf halber Strecke“ empfand ich die Lebensentwürfe der Protagonisten weniger erheiternd als vielmehr deprimierend. Manchmal ertappte ich mich dabei, dass die Protagonisten mich merkwürdig unbeteiligt und somit ein Mitleiden und –fühlen nicht zuließen. Ich wollte dieses Werk schon unter der Rubrik „Falscher Roman zur falschen Zeit“ verbuchen, als plötzlich der Knoten platze.

Unversehens war sie da, die von mir so erhoffte Leichtigkeit: Nachdem ich meine Erwartungen „abgehakt“ und meine Enttäuschung überwunden hatte, konnte ich mit freiem Blick diesen Roman weiterlesen.

Hund Heinz lebt mit seinem Herrchen in einem Wiener Gemeindebau. Ihr Leben läuft in für sie sicheren, monotonen Bahnen, bis der unfreundliche Nachbar, der Heinz immer mit „Scheißköter“ beschimpft, nach einem Streit stürzt und später im Krankenhaus verstirbt. Heinz Herrchen macht sich große Vorwürfe, ob er nun am Tod des unfreundlichen Nachbarn die Schuld trägt und macht sich zum Zwecke der Selbstanzeige auf den Weg zur Polizei. Dabei wäre sein geruhsames Leben schon ohne diesen Vorfall gänzlich durcheinander, hatte er doch zufällig eine wunderbare Frau kennengelernt. Zu allem Überfluss flattert auch noch ein Erpresser-Schreiben in sein Mail-Postfach…!

Eva Woska-Nimmervolls Sprache ist locker, leicht und durchaus pointiert. Ihre Personen entsprechen so ganz und gar nicht dem gängigen Mainstream: Es sind Personen mit Ecken und Kanten, mit Problemen und „Zuständen“, nicht schön aber individuell und somit gezeichnet vom Leben. Nachdem der Knoten bei mir geplatzt war, nahm die Geschichte für mich an Fahrt auf und schenkte mir „mit einem Augenzwinkern“ ein kleines, feines Happy End.

Am Schluss waren „Heinz und sein Herrl“ und ich miteinander versöhnt, so dass ich ihm und mir eine gemeinsame zweite Chance zugestehe und den Roman nach einiger Zeit nochmals lesen werde – diesmal mit realistischen Erwartungen!