Rezension

Heratias fremde Welt

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Cairiel Ari

Die Winterchroniken von Heratia 1
von Cairiel Ari

Bewertet mit 3.5 Sternen

Willkommen in der Welt von Heratia! Wie, ihr kennt Heratia nicht? Dann geht es euch genau so, wie es mir ging, bevor ich das Buch gelesen habe. Man taucht ein in eine Zeit, die noch nicht geprägt ist von technischem Fortschritt und den Wundern der Elektronik, die die heutige Zeit überschwemmen und die Bequemlichkeit fördern. Wundersame Wesen erwarten den Leser, die alle ihre ganz eigenen Geheimnisse bereit halten und mit ihren Fähigkeiten für eine Erleichterung im Alltag sorgen können. Magie und Macht können jedoch auch gefährlich sein, wenn sie in die Hände der falschen Leute gerät bzw. diese grausame Ziele verfolgen.

Serrashil lebt in Jadestadt und ist bemüht, an der Hohen Schule ihr Studium erfolgreich weiterzuführen. Als sie jedoch bei einer kleinen Trainingseinheit außerhalb der Schulmauern auf den halb erfrorenen Carath stößt, beginnt ihr beschauliches Leben sich plötzlich zu ändern.

Der Aufbau der Welt hat mir gut gefallen. Ich mag es ganz gern, wenn es in Fantasy-Büchern wieder zurück in die Vergangenheit geht, zumindest was die Technik und Ausstattung der Häuser so angeht. Da ist all das magische und mystische besser aufgehoben, als wenn man sich vorstellt, in der heutigen Zeit würde jemand rumlaufen, der Feuer erzeugen kann oder Ähnliches. Die Hohe Schule ist ein Ort, an dem all die Facetten der Welt besonders gebündelt vorkommen. Heilkunst, Kampfkünste, Gedankenmagie und noch weitere Fächer können belegt werden und geben dem Leser einen Einblick in die Möglichkeiten, die den Studenten in Heratia zur Verfügung stehen. Wer will schon BWL oder Maschinenbau studieren, wenn er auch Gedankenmagie belegen könnte?
Die Mischung aus Menschen und Fantasiewesen fand ich interessant. Utera, Galdana, die Großmeister mit ihren Fachbereichen, wundervoll fremde Reittiere und mitten drin die Menschen, die um diese Dinge wissen und dennoch zum Teil ihr ganz eigenes Leben, recht unberührt von dieser Magie führen.

Zu Beginn des Buches fand ich es etwas schwierig mich zu Recht zu finden. All die fremden Namen und die unbekannten Wesen, eine völlig neue Umgebung, in die man ohne viele Erklärungen geworfen wird. Im Verlauf der Geschichte habe ich mich dann jedoch besser zu Recht gefunden und konnte viele Dinge besser zuordnen. Der Schreibstil war manchmal etwas holprig, was meinen Lesefluss an einigen Stellen etwas gestört hat. In manchen Passagen hätte ich mir etwas ausführlichere Erklärungen gewünscht, damit man die Zusammenhänge besser erfassen kann. Einiges ist so doch unklar geblieben und besonders das Ende fand ich recht verwirrend.

Die Charaktere haben mir gut gefallen, jedoch hätte ich von einigen gern etwas mehr erfahren. Was sind die genauen Motive, wie denken die Personen in manchen Situationen? Teilweise ist das etwas auf der Strecke geblieben, das gibt zwar Spielraum für den Leser, sich zu überlegen, wieso die Charaktere so reagieren, einiges bleibt dadurch allerdings auch nicht so ganz nachvollziehbar. Serrashil und Deldren fand ich recht sympathisch, auch wenn ich gern noch mehr von ihnen erfahren hätte, haben sie mir gut gefallen und ich könnte mir gut vorstellen, dass die beiden auch für den weiteren Verlauf der Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen werden.

Insgesamt hat mir die Grundidee des Buches und die Konstruktion der Welt Heratia sehr gut gefallen. Es wurden viele Themen eingearbeitet, die auch heute noch Relevanz haben. Machtgier, Verrat, Verschwörungen und auch Freundschaft, Vertrauen und Sorge um einen geliebten Menschen. Die Vielfalt konnte überzeugen, da sich ruhigere Abschnitte mit actionreichen Kampfszenen oder Wortgefechten abgelöst haben und es so immer wieder etwas Neues zu entdecken gab. Mit einem etwas bildhafteren Ausbau und einer Intensivierung der Charaktervorstellungen hätte ich mich im Buch vermutlich noch besser zu Recht gefunden. Dennoch würde ich gern wieder nach Heratia reisen um zu erfahren, wie es mit der Geschichte weiter geht.