Rezension

Fantasievolles und komplexes Erstlingswerk mit kleinen Schwächen

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Cairiel Ari

Die Winterchroniken von Heratia 1
von Cairiel Ari

Bewertet mit 4 Sternen

Verbissen kämpft Serrashil darum, ihre Abschlussprüfungen zu bestehen. Bis sie in einen Kampf verwickelt wird, in dem es um weit mehr geht als um ihre schulische Laufbahn: Die Zukunft von ganz Heratia steht auf dem Spiel.

 

Was als einfacher Ausflug in den nahe gelegenen Wald beginnt, um ihre Kondition zu trainieren, endet für Serrashil, Schülerin der Hohen Schule von Jadestadt, in einer folgenschweren Begegnung: Im Schnee entdeckt sie den bewusstlosen Winterelf Carath. Nach anfänglichem Zögern nimmt sie ihn mit zurück in die Stadt.
Doch durch ihre Hilfe setzt sie folgenschwere Ereignisse in Gang und wird mit Mächten konfrontiert, die jenseits ihrer Vorstellungskraft liegen. Denn Carath verbirgt ein dunkles Geheimnis vor ihr.
Und er ist damit nicht der Einzige in ihrem Umfeld.

 

Der Verfluchte ist der erste Teil der Saga über die fantastische Welt Heratia, in die uns der Autor entführt. Dort existiert neben Elfen und Menschen eine Vielzahl anderer faszinierender Geschöpfe, die sehr viel Einfallsreichtum erkennen lassen. Man staunt über all die tollen Ideen und die Komplexität dieser Welt und merkt schnell, wie viele Gedanken sich Cairiel Ari über den Background seiner Geschichte gemacht hat.
Auch die Figuren sind liebevoll mit viel Tiefe gestaltet oder bestechen durch ihre interessanten Charakterzüge, selbst wenn oder gerade weil diese ungewöhnlich und manchmal auch skurril erscheinen. Da frustriert es einen manchmal etwas, dass man nicht mehr über sie und ihre Hintergründe erfährt oder sie einfach sehr selten vorkommen. Zum Glück bieten die Folgebände dazu reichlich Gelegenheit und man kann hoffen, dass so manches Geheimnis doch noch gelüftet wird.
Ähnlich ergeht es einem mit Heratia: Details verraten, wie umfassend das Bild des Autors von seiner Welt sein muss. Die beschriebenen Schauplätze hat man sofort lebhaft vor Augen, bloß die verschiedenen Länder in ihrer Gesamtheit und ihrer Lage zueinander sind schwer vorstellbar. Leider hat der Verlag keine Karte oder ein Lexikon mit den wichtigsten Orten und Wesen mit abgedruckt, die als Orientierungshilfe hätten dienen können. Ein bisschen mehr Zusatzmaterial hätte die Vielschichtigkeit des Settings bestimmt noch hervorgehoben.

 

All das ist verpackt in einem bemerkenswert bildhaften und trotzdem flüssigen Schreibstil, der toll zu der fantastischen Atmosphäre passt. Die Worte strömen nur so auf den Leser ein und bestechen durch ihre Vielfalt und Originalität. Sehr viele Formulierungen erzeugen eine mitreißend spannende oder emotionale Stimmung, die lediglich hin und wieder abreißt, wenn die eine oder andere Szene etwas zu kurz oder zu lang gerät.
Die Eigennamen der Personen und Orte fand ich sehr klangvoll und kreativ und es hat mir gut gefallen, dass sie mich sofort an mystische Länder voller Elfen und anderen geheimnisvollen Gestalten erinnert haben.

 

Für einen Debütroman ist Der Verfluchte wirklich gelungen. Durch seine wunderschöne Sprache und die einfallsreichen Wendungen hat der Roman mich gleich für sich eingenommen. Die interessanten Charaktere lassen den Leser mitfiebern, hätten aber an manchen Stellen näher beleuchtet werden können. Dasselbe gilt auch für Heratia an sich und ihre Kreaturen, die auch aufgrund des Umfangs manchmal nicht ausführlich genug beschrieben werden.
Allerdings bieten die knapp zweihundertneunzig Seiten einen spannenden Ausflug in eine fremde Welt, dessen Handlung gut durchdacht ist und einen von der ersten bis zur letzten Seite unterhält.
Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten Band, der voraussichtlich im Herbst 2013 erscheinen soll und hoffentlich die eine oder andere bange Frage beantwortet.