Rezension

Hervorragend geschriebener Krimi mit historischem Flair

Das wahre Motiv -

Das wahre Motiv
von Uta Seeburg

"Das wahre Motiv" von Uta Seeberg ist der zweite Band um Major Gryszinski, den königlich-bayerischer Sonderermittler der Münchner Kriminalpolizei. Er spielt zur Faschingszeit im Jahr 1895 und beginnt mit dem bizarren Mord an einem jungen Mann, der nebenbei in Malerateliers Modell gestanden hatte. Die Ermittlungen führen Gryszinski in die schillernde Künstlerwelt Schwabings und auf ausschweifende Faschingsfestivitäten. Noch während er auf der Suche nach einer heißen Spur ist, geschieht ein weiterer Mord...

Nachdem ich kürzlich eher zufällig auf den dritten Band der Reihe als Hörbuch gestoßen bin und mir dieser sehr gut gefallen hat, wollte ich nun auch die beiden Vorgängerbände kennenlernen.

Ich liebe die Atmosphäre, die Uta Seeburg in ihren Büchern erzeugt und die diese Krimis von vielen anderen abhebt. Mit großer Liebe zum Detail beschreibt sie die Charaktere, das Stadtbild Münchens, die Cafes, Wohnungen,  gesellschaftlichen Konventionen und die Lebensumstände der damaligen Zeit, so dass ich alles genau vor Augen habe und direkt im Lebensgefühl der Jahrhundertwende versinken kann. Die wiederkehrenden Charaktere wie Major Gryszinski, seine Frau Sophie und der kleine Fritzi, sowie die resolute oberbayerische Haushälterin Frau Brunner habe ich schon richtig liebgewonnen, ebenso die schillernde Franziska Wurmbrand und Gryszinskis Kollegen, den Schwaben Eberle, das Münchner Original "Spatzl" Voglmair und den Gerichtsarzt Dr. Meyering.

Auch in diesem Band begeistert mich wieder der Schreibstil von Uta Seeburg und ihr Gefühl für Sprache. Ihre Wortgewandheit und der herrlich trockene Humor, der immer wieder aufblitzt, machen ihre Bücher für mich zu einem echten Lesevergnügen.

Die Handlung ist bis zum Schluß hochspannend  und ich tappte bei der Tätersuche lange im Dunkeln. Einen winzigen Kritikpunkt hatte ich gegen Ende, da mir eine Schlüsselszene doch sehr konstruiert und schwer realisierbar erschien (Stichwort Karaffe). Um nicht zu spoilern, möchte ich hierauf nicht näher eingehen.

Als Bayerin freue ich mich besonders, ganz nebenbei auch etwas über München um 1900 und die damalige Kunst- und Kulturszene zu erfahren. Sehr gut gefällt mir, dass die Autorin in einem Nachwort etwas auf ihre Recherchen eingeht und erläutert, wo sie sich an historische Fakten gehalten hat oder sich bewusst literarische Freiheiten genommen hat.

Fazit: Ein spannender, sprachlich hervorragend geschriebener historischer Krimi mit viel Jahrhundertwendeflair, den ich rundum empfehlen kann!