Rezension

Hervorragend recherchierter Familienroman

Das Glück unserer Zeit. Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld -

Das Glück unserer Zeit. Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld
von Heike Koschyk

Bewertet mit 5 Sternen

Obwohl es schon ein halbes Jahr her ist, dass ich den ersten Band gelesen habe, fand ich mich schnell in die Fortsetzung hinein. Noch immer schreckt Otto Lagerfeld, Direktor der Glücksklee Milchwerke, vor tollkühnen Ideen nicht zurück und sucht angesichts der steigenden Zollbelastung Investoren für eine eigene Fabrik. Als wenn er nicht schon genug Sorgen hätte, erschweren ihm die Forderungen der amerikanischen Zentrale und die Machtergreifung der Nationalsozialisten zunehmend das Geschäft. Beruflich völlig ausgelastet, lässt er nichts unversucht, seine Familie und Geschwister, die sich in alle Himmelsrichtungen verstreut haben, zusammenzuhalten. 

Manchmal erschien mir Ottos Verhalten schon fast zu ehrenhaft und makellos – was man von seiner zweiten Ehefrau Elisabeth, die in dieser Geschichte viel Raum einnimmt, keineswegs behaupten kann. Sie verhält sich so egoistisch und undankbar, dass ich sie am liebsten geschüttelt hätte. Andererseits konnte ich ihre Sehnsucht nach einer Karriere in der Modebranche, schöngeistiger Kultur und einem mondänen Leben verstehen. 

Für mich war dieser Roman wieder eine perfekte Mischung aus Biografie, Familien- und Zeitgeschichte. Die Expansion der Glücksklee Milchwerke in Deutschland unter Ottos Führung habe ich ebenso gern verfolgt wie den Alltag seiner so unterschiedlichen Familienmitglieder und die Anfänge seines Sohnes Karl als Modezeichner.