Rezension

Hervorragend recherchiertes Sittenporträt!

Berlin Rosalie -

Berlin Rosalie
von Frank Ewald

Bewertet mit 4 Sternen

Das „Rosalie“ ist ein Edelbordell in Berlin Kreuzberg. Es ist der Arbeitsort von Julia und Christin. Tagsüber leben die beiden zusammen in einer WG, abends arbeiten sie im Rosalie. So wie dutzende andere Frauen.

Dem Bordell voran steht Gisela, eine reife Frau, die es perfektioniert hat, die Lust der Männer zu Geld zu machen. Doch Gisela ist nicht nur Geschäftsfrau, sie ist in ihrem Metier auch für ihre faire Art bekannt. So kommt es, dass sie Olga befreit, die unter falschen Versprechen für eine lukrative Arbeit nach Deutschland gelockt wurde. Die Frau aus Osteuropa ist der Besitzerin des Edelbordells dankbar, doch statt in ihre Heimat zurückzukehren und die traumatischen Erfahrungen zu vergessen, arbeitet sie nicht nur von nun an für Gisela, sie spezialisiert sich in Richtung Se*ualassistenz. Ihre Arbeit mit behinderten Männern, die ohne Olga ihre se*uellen Bedürfnisse nicht realisierten könnten, erfüllt Olga mit dem Gefühl, der Gesellschaft einen relevanten Dienst zu leisten.

Berührt von der Geschichte Olgas bieten Christin und Julia ihr an, mit in die WG zu ziehen. Tagsüber zu Hause, abends und nachts im Rosalie.

Der Wind dreht sich, als das Rosalie erst einzelnen Menschen und schließlich der Bürokratie ein Dorn im Auge wird. Die Frauen müssen sich überlegen, ob jede für sich alleine streitet oder alle zusammen kämpfen.

 

Zunächst einmal vielen Dank an Frank Ewald für das Rezensionsexemplar! Ich war sehr neugierig, wie ein Mann das Thema S*xarbeit verarbeiten würde. Ich finde es wirklich gut recherchiert. Allein dass das Thema S*xualbegleitung aufgegriffen wird, war schon bemerkenswert, aber auch, dass der Autor die spezielle Besteuerung von S*xworkerinnen geschildert hat oder über Anmeldeverfahren Bescheid wusste, zeigt, dass er bei Frauen im Gewerbe recherchiert hat. Dem Buch liegen wahre Begebenheiten zugrunde, und auch wenn ich manche Sätze manchmal seltsam fand (als wären die Protagonist:innen alle eher aus „einfachem Hause“, ist die Story auf jeden Fall ein gutes Porträt in einen Bereich, in den es sonst wenig Einblicke gibt.