Rezension

Hervorragende Idee, aber mäßige Umsetzung mit langer Durststrecke

Pivot Point - Kasie West

Pivot Point
von Kasie West

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt
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Addison Colemans Leben ist von einer wesentlichen Frage bestimmt "Was wäre wenn?". Denn Addison kennt immer genau die richtige Antwort. An jedem Pfad, an dem sie steht, kann sie die Zukunft voraussehen. Doch nur weil man das Ergebnis kennt, wird die Entscheidung nicht unbedingt leichter.

Als sich ihre Eltern trennen, steht Addison vor der Wahl. Entweder sie bleibt bei ihrer Mutter im Compound und freundet sich mit dem Quarterbackstar des Jahres an. Oder sie zieht mit ihrem Vater in ein normales Leben an einer "Norm"-Schule. Ein Ort, an dem es keine Menschen mit besonderen Fähigkeiten gibt. Addison hat die Qual der Wahl, oder etwa nicht?

Mein Eindruck
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"Pivot Point" ist so ein Buch, das sich absolut fantastisch anhört, sich aber als etwas völlig Anderes entpuppt. Vom Klappentext her denkt man, dass die paranormalen Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen. Schließlich lebt Addison (zunächst) abgeschieden von der normalen Welt in einem "Compound". Dort lebt eine komplett eigenständige Gesellschaft, voller Menschen mit paranormalen Fähigkeiten. Addisons Vater zum Beispiel erkennt jede Lüge oder ihre beste Freundin Laila kann Erinnerungen löschen. Addisons Begabung ist bisher einzigartig. Sie kann ihre eigene Zukunft in allen Details sehen, abhängig von jeder Entscheidung, die sie trifft.

Man denkt also, dass das Buch sicher voller paranormaler Aktivitäten steckt. Dass Addison vielleicht bei jeder Gelegenheit "searched", also ihre Zukunft anschaut. Nein, weit gefehlt. Eigentlich liest es sich die meiste Zeit über, wie ein völlig gewöhnliches "contemporary" Jugendbuch, also ohne Fantasy- oder Science-Fiction Elemente. Das liegt daran, dass Addi diesmal sehr weit in die Zukunft schaut und ihre Alternativen hautnah erlebt. Dabei wechselt von Kapitel zu Kapitel die Perspektive. Mal ist es die Plan-A-Addison, die sich für ihre Mutter entschieden hat. Dann wieder Plan-B-Addison, die bei ihrem Vater lebt. Absolut verwirrend, aber zu Beginn noch total vielversprechend.

Leider konnte die Autorin meine Begeisterung nicht durchgehend aufrechterhalten. Denn schnell verliert sich die Erzählung in Addis Alltag. Einmal neu in einer Schule eingewöhnen und einmal sich neu zu verlieben. Es geht mehr um die täglichen Sorgen und Nöten eines Teenagers, als irgendwelche Superkräfte. Mit der Zeit hat mich deshalb das Buch begonnen, ziemlich zu langweilen. Parallel in beiden Geschichten nimmt eine Mordserie Einfluss auf die Geschichte. Doch das dauert unendlich lange, bis es in Gang kommt. Erst 60 Seiten vor Schluss packt die Autorin auf einmal all die Spannung aus, die sie zuvor sträflich zurückgehalten hat.

Es ist lobenswert, wie die Autorin versucht hat, Addis alternative Leben sogar überschneiden zu lassen. Jede Entscheidung hat ihre komplett eigenständigen Facetten, aber auch Dinge, die unabhängig von ihrer Auswahl passieren. "Pivot Point" ist aber ohnehin leider ein eher kurzes Buch. Dafür kam mir die finale Verknüpfung einfach zu spät.

Fazit 
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"Pivot Point" bietet mit seinen alternativen Geschichten eine klasse Idee und Abwechslung dessen, was man sonst in Jugendbüchern geboten bekommt. Doch leider stehen eben nicht die paranormalen Fähigkeiten im Vordergrund, sondern Addisons eher alltägliche Probleme. Erst sehr viel später nimmt die Geschichte mehr Dimensionen an, für mich einfach zu spät. Wer generell gerne Jugendbücher ohne großen fantastischen Bezug liest, wird hier eine erfrischende Prise bekommen. Wer sich aber mehr in der Richtung erwartet hat, wird wie ich, eher enttäuscht werden.