Rezension

Herzerwärmend

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García -

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
von Moritz Rinke

Bewertet mit 4 Sternen

Lanzarote, die Insel der hundert Vulkane, ist die Heimat von Pedro, dem Postboten, der immer weniger zu tun hat seit der Erfindung des Internets. Keiner schreibt mehr Briefe, lediglich Werbung fährt er noch aus. Mit seiner Dienst-Honda muss er so tun, als ob er seine Dienstroute Tag für Tag abfährt, er gönnt sich dreimal wöchentlich einen Cafe con leche bei Alberto in der Hafenbar in Orzola im Norden der Insel. 

Seinem Sohn Miguel ist er ein liebevoller Vater, während Carlotta, seine Partnerin, immer weniger zuhause ist. Nach einem Sturz mit der Honda landet Miguel im Krankenhaus. Daraufhin verlässt Carlotta Pedro, was sie eigentlich sowieso schon lange wollte, also zieht mit Miguel nach Barcelona, verweigert Pedro jeglichen Kontakt. Für ihn bricht seine heile Welt in Stücke aber Pedro will nur eines – seinen Sohn glücklich sehen. Alle Briefe, alle Pakete an ihn kommen ungeöffnet zurück.

Moritz Rinke hat mit Pedro einen liebenswerten Akteur geschaffen, den man gleich ins Herz schließt.   Einen durchgeknallten Freund hat er auch – Tenaro  mit seinen großartigen Ideen, immer dem großen Geld hinterher, immer kurz vor dem Durchbruch. Der dritte im Bunde ist Amado, ein Flüchtling, der sich ihm als Präsident eines Landes auf einem Berg vorstellt. 

Ein leises Buch, charmant mit etwas chaotisch verpeilten Charakteren. Pedro kommt mir manchmal vor, als ob er zu gut für die Welt wäre, zu gutgläubig und menschenfreundlich, immer gefällig und für andere da. Wenn er sein Herz verschenkt, will er es nicht mehr zurück haben. Anrührend und herzerwärmend beschreibt der Autor seine Figuren. Sympathisch, ein wenig konfus aber nie böse oder nachtragend sind sie, sie alle wollen immer nur das Beste.

Liebe, Verlust und Hoffnung, Familie und Freundschaft sind gut eingebettet in Pedros Geschichte wie auch die fortscheitende Digitalisierung und ihre Folgen, das immerwährende Flüchtlingsproblem und – natürlich – Fußball mit Miguels absolutem Idol Lionel Messi.  

Gerne bin ich diesem „…längsten Tag im Leben des Pedro Fernandez Garcia“ gefolgt, bin der Cafe-con-leche-Route oder der Nobelpreisroute gefolgt, aber auch der Small-Talk-, der Europaroute wie der Nudistenroute. Ja, so haben alle Strecken auf dem Weg des Postboten ihren namengebenden Sinn. Verrückte Dinge tun, Freundschaft spüren und das große Glück, einen Sohn wie Miguel zu haben – Pedros unendliche Liebe zu seinem Sohn ist in jedem Satz spürbar, es trifft einen mitten ins Herz, mit jeder Zeile, jedem Wort. 

Moritz Rinke ist eine hinreißende Geschichte gelungen mit viel Liebe zum Detail, witzig, traurig und doch hoffnungsvoll. Gut erzählt, sehr lesenswert.