Rezension

„Hier bekommst Du nicht das, was Du willst, sondern das, was Du brauchst.“

Die fehlende Stunde - Dinah Marte Golch

Die fehlende Stunde
von Dinah Marte Golch

In der Nähe von Potsdam verschwinden zwei Kinder. Statt die Polizei um Hilfe zu bitten, versuchen die Mütter die Beiden im Alleingang zu finden. Leider geht das völlig daneben, denn nun steht eine der Mütter vor der Entscheidung, was nun. Sie hat etwas getan, wozu sie selbst dachte, nie in der Lage zu sein.

Die Kinder werden gefunden und die Ermittlung übernimmt Kommissar Sigi Kamm und er bittet die Psychologin Alicia Behrens um Mithilfe.

Leider verlaufen alle Spuren im Sand, denn immer wieder verdrehen sich die Muster der Verdächtigen und das erschwert die Arbeit des Ermittlungsteams ungemein.

Als dann endlich Licht ins Dunkle kommt, passieren viele Dinge gleichzeitig und dann ist wieder alles ganz anders, als gedacht und angenommen.

Mein Fazit:

Mit diesem vielversprechenden Zitat auf Seite 177, beginne ich meine Meinung zu erläutern: „Keiner, der früh gelernt hatte, zu funktionieren und sich bedingungslos anzupassen, konnte später unbeschwert leben.“

Die Autorin Dinah Marte Golch schreibt hier einen Kriminalroman, der mit vielen Figuren Verwirrung stiftet. Nichts ist wie es scheint, aber Aufklärung kommt in den meisten Punkten leider nicht. Auch haben fast ausschließlich alle Charaktere etwas zu verbergen, schlimmes erlebt oder sind zutiefst traumatisiert. Das in einem einzigen Krimi unterzubringen und auch richtig aufzuklären, wäre der Wahnsinn, leider ist es hier nicht gelungen.

Der Schreibstil ist leicht und sehr flüssig lesbar. Die Geschichte ist aber so verstrickt, dass ich das Gefühl habe, dass selbst die Autorin teilweise den roten Faden verloren hat. So viele Dinge werden hier angefangen und nicht beendet. Schlimmer noch ist, dass sich dann bei jedem neuen Ansatz herausstellt, dass alles was vorher richtig war, nun falsch ist. Weniger ist mehr, denn das beabsichtige Verwirrspiel ist für mich als Leser ein einziges Chaos. 

Kommen wir zu den Protagonisten. Jeder ist auffällig, teilweise sogar seelisch grausamst misshandelt worden. Ich konnte zu keinem eine Verbindung aufbauen, schade. Auch Kommissar Sigi Kamm ist nicht der Glanz der Polizei.

Das Grundthema des Krimis braucht aber eine klare Struktur und nicht so ein heilloses Durcheinander. Schade, denn aus der Geschichte ansich hätte man so viel mehr machen können. Die Autorin hat sich hier aber selbst einen Strick um den Hals gelegt, der nicht gelöst, sondern zum Schluss zugezogen wurde und der ganz viele Fragen unbeantwortet lässt. 

Ich vergebe hier 2 Sterne, der Abzug ist erklärt. Eine Leseempfehlung kommt von mir hier verständlicherweise nicht. Lest aber selbst, denn dies ist ganz allein meine Meinung.