Rezension

Hier hätte ich mit Freuden auch 10 Sterne vergeben - mein absolutes Jahreshighlight

Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind -

Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind
von Annette Spratte

Hier hätte ich mit Freuden auch 10 Sterne vergeben - mein absolutes Jahreshighlight

Dieses Buch, das im Westerwald des 18. Jahrhunderts spielt, ist mein absolutes bisheriges Jahreshighlight. Es geht um Karl und dessen Großvater Jakob, dessen Geschichte sich in tragischer Weise mit Karl wiederholt. Karl ist ein sehr ruhiges, in sich gekehrtes Kind, das immer wieder Spott seiner Brüder und seines Vaters auf sich zieht. Nur sein Großvater, der früh die Begabung für Holzarbeiten und Schnitzereien bei ihm erkennt, ermutigt ihn immer wieder. Schließlich vertraut er ihm ein Geheimnis an, das er nur lüften soll, wenn er wirklich nicht mehr weiter weiß.

Nach dem Tod des Großvaters hat Karl es sehr schwer. Die Spannungen zwischen ihm und seinem Vater bzw. Brüdern spitzen sich zu, als es zu einem folgenschweren Unfall kommt. Karl packt seine Sachen sowie die Bibel seines Großvaters und verschwindet, weil er um sein Leben fürchtet. Er versucht, sich mit seiner Leidenschaft, dem Holz, ein Leben aufzubauen. Nebenher begibt er sich auf Spurensuche, denn der Nachlass seines Großvaters birgt viele Geheimnisse.

Wird er es schaffen, sein Leben in den Griff zu bekommen und zu beweisen, dass er ein guter Mensch ist? Und wird er die Geheimnisse seines Großvaters lüften?

Die Geschichte spielt in zwei Zeitsträngen, nämlich denen von Jakob und Karl. Dabei wird klar, dass sich die beiden Lebenswege sehr ähneln und viele Parallelen bestehen. Während Karls Geschichte chronologisch erzählt wird, erfährt der Leser von Jakob lediglich Häppchen in verschiedenen Lebensabschnitten, die scheinbar keinem Zeitstrahl folgen. Dennoch lösen sich die Fragen, die sich der Leser stellt, nach und nach auf und zum Schluss wird der Kreis in einer absolut unvergleichlichen Art und Weise geschlossen.

Der Westerwald ist nicht weit weg von mir, und die Orte der Handlung sind mir teilweise bekannt. Ich mag es immer sehr, wenn ich die Örtlichkeiten zumindest ein wenig kenne. Aber ich schiebe es nicht alleine darauf zurück, dass dieser Roman mir so gut gefallen hat. Der Schreibstil ist einfach wunderbar und ich war von Anfang an direkt in der Geschichte drin. Karl und Jakob sind sehr sympathische Protagonisten, denen ich, hätte ich zu dieser Zeit gelebt, ohne Bedenken mein Leben anvertraut hätte. Zum Glück gab es auch für Jakob und Karl Menschen, die vorbehaltslos hinter ihnen standen. Alles könnte sich genauso zugetragen haben, ich habe mich direkt in die Zeit zurückversetzt gefühlt. Die Geschichte ist plausibel und logisch aufgebaut und zum Schluss blieben keine Fragen offen.

Wer die Kombination aus Historie, Handwerk und gelebter Geschichte liebt, dem kann ich das Buch absolut und uneingeschränkt empfehlen. Ich war total gefesselt und wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen. So muss ein guter Roman sein. Ich bewerte das Buch mit absolut verdienten 5 von 5 Sternen. Aber selbst 10 Sterne wären mehr als verdient.