Rezension

Hilfe, der Akzent!

Meine russischen Nachbarn - Wladimir Kaminer

Meine russischen Nachbarn
von Wladimir Kaminer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Leben ohne Nachbarn ist vielleicht möglich, aber sinnlos. Wer würde sonst in der Wohnung nebenan Tennis spielen, morgens auf der Trompete üben und im Sommer auf dem Balkon grillen? Und wenn man wie Wladimir Kaminer mit einer Russen-WG unter einem Dach wohnt, wird jeder Tag zum Abenteuer. Ob Sergej liebevoll eine alte Ausgabe des Kapital signiert Viel Spaß beim Lesen, mein Mäuschen, dein Marx , um sie dann bei eBay als Rarität zu versteigern, oder ob Andrej ein paar Zeugen Jehovas kapert, weil er so gerne Besuch bekommt: Die beiden sorgen dafür, dass es nie langweilig wird und dass man sich bald selbst eine Russen-WG im Haus wünscht. Dann klappt´s auch mit den Nachbarn...

Wider Erwarten handeln längst nicht alle Kapitel des Hörbuchs von den russischen Nachbarn, sondern auch von Lebensgewohnheiten in Russland und Deutschland, von Kaminer recht überspitzt und augenzwinkernd dargestellt. Leider ist nicht alles amüsant - so manches empfand ich als Darstellung bloßer Belanglosigkeiten und wird mir dementprechend auch nicht sonderlich in Erinnerung bleiben.
Während das Buch, das dem Hörbuch zugrunde liegt, 34 Geschichten hat, beschränkt sich das Hörbuch auf 18 Kapitel. Diese reichten mir persönich allerdings auch, da sich das Zuhören als ausgesprochen anstrengend erwies.

Generell finde ich es immer begrüßenswert, wenn der Autor seine eigenen Texte persönlich vorträgt, denn er weiß schließlich am besten, was er herausstellen will und sorgt für eine entsprechende Betonung.
Hier jedoch entpuppte sich der an sich durchaus charmante russische Akzent als Hochleistungssport für die Ohren. Mehr als ein Kapitel am Stück habe ich daher konzentrationmäßig nicht erfassen können. Wenig und vollkommen ungewohnt betonte Worte und Sätze, kaum Nuancen in der Satzmelodie und schon eine sehr spezifische Aussprache, bei der das Gehirn erst einige Sekunden später erfasste, was da eigentlich gesagt wurde... So oft wie diesmal habe ich selten ein Hörbuch zurückspulen müssen, und das hat den Hörgenuss schon deutlich vermindert. Vereinzelt musste ich aber schon lachen, wenn z.B. von "Pluuschtieren" die Rede war...

In diesem Fall würde ich mich ganz klar für die Buchform aussprechen statt für das Hörbuch.