Hintersinniger Humor

Die wunderbare Welt des Francis Pinkham
von Stephanie Doyon

Bewertet mit 4 Sternen

Cedar Hole: ein Städtchen am Ende der Welt und von dieser auch so gut wie nicht beachtet ? und es ist nicht alles Gold in diesem Städtchen: Die Menschen haben keine Reichtümer, sind im Leben zu kurz gekommen, haben alle einen Grund, in Cedar Hole zu leben. Doch trotzdem lassen sie sich weder ihren Humor vermiesen noch sich vom rechten Wege abbringen. Eine der typischen Familien, die hier lebt, ist die der Pinkhams, ein Clan mit zehn Kindern. Francis, der Jüngste, weiß seit seiner Ankunft auf dieser Welt, daß sein Lebensweg genauso holprig sein wird wie die ungepflegten Straßen von Cedar Hole. Und das nicht nur, weil er mit neun älteren Schwestern aufwächst und wahrlich nichts zu lachen hat. Vollkommen gegensätzlich ist da Robert J. Cutler, ein grundgütiger und fleißiger Junge, der für alle Vorbild ist in Cedar Hole und den ein grenzenloser Optimismus auszeichnet. Diese beiden Jungen lassen uns teilhaben an ihren aberwitzigen Schicksalen - lassen uns weinen und lachen zugleich - rühren an unser Herz und lassen uns sie lieben: die einfachen, aber sehr aufrechten und höchst außergewöhnlichen Menschen von Cedar Hole.

Es erzählt wunderbar leicht einige Jahre aus der Geschichte einer amerikanischen Hinterdörfler-Gemeinschaft mit allem, was dazu gehört: Wohltätigkeitsdamen, ein unfähiger Dorfpolizist, den es mit der Grundschullehrerin zum Stelldichein auf die Müllkippe führt, Rasenmähwettbewerbe als Jahresattraktion und viel mehr. Kurz: kleinbürgerlich, eng und dennoch immer auch mit einem gewissen Charme behaftet.
Hauptfigur ist der Titelheld (und irgendwie ist er wirklich ein Held) Francis, der sich gegen zahlreiche gewalttätige Schwestern durchsetzen muss, seinen Weg mehr schlecht als recht geht, aber dennoch immer versucht, seine Lebensprinzipien nicht aus den Augen zu lassen. Durch Zufall kommt er zu Geld (und dem Neid der Dorfbewohner) und genauso verliert er es wieder.
Es sind verschiedenste Figuren, deren Leben und Verhältnisse ausgebreitet werden - teils traurig, aber meist mit einem Lächeln in der Formulierung. Und irgendwie meint man nach einiger Zeit beim Lesen, selbst im Dorf Cedar Hole zu wohnen und alle genau zu kennen. Und wenn man dann das Buch wieder zuschlägt, ist man ein bisschen froh, dass es nicht wirklich so ist...
Für alle, die keinen Wert auf Action legen, sondern einfach ein schönes, feinfühliges und ideenreiches Buch mit hintersinnigem Humor lesen wollen: nur zu empfehlen.