Rezension

Historie über die Rote Kapelle auf eine besondere Art

Einige aber doch - Sabine Friedrich

Einige aber doch
von Sabine Friedrich

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Roman „Einige aber doch“ ist der erste von drei Bänden in denen Sabine Friedrich über den deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus schreibt. Thematisch fokussiert sie im ersten Teil auf Widerstandgruppen, die später als „Rote Kapelle“ bezeichnet wurden. Der Name ergibt sich ursprünglich aus der dem Geheimdienstjargon entlehnten Bezeichnung für eine Gruppe von Funkern als „Kapelle“. Ein von einem Kommunisten zur Unterstützung der Résistance gegründetes Spionagenetzwerk in Brüssel funkte seine Sprüche ins „rote“ Moskau. Die Autorin nimmt die unabhängig von diesem Netzwerk agierenden deutschen linken und liberalen Gruppen in den Fokus und beschreibt die Geschehnisse rund um Arvid und Mildred Harnack, Harro und Libertas Schulze-Boysen, Hilde und Hans Coppi, Kurt und Elisabeth Schumacher sowie Adam und Greta Kuckhoff.

Sabine Friedrichs Roman basiert auf den historischen Fakten, die die Autorin bestens recherchiert hat. Auf der Basis des gesichteten geschichtlichen Materials versetzt sie sich in ihre Figuren und beschreibt ihre Eindrücke darüber, wie sie vielleicht gefühlt und gehandelt haben. Ihre Erzählung beginnt damit, dass Mildred und Arvid sich in Wisconsin/USA kennenlernen. Schon einige Jahre später, Anfang der 1930er Jahre, reden sie mit ihren Freunden und Bekannten über die rechtsradikalen Tendenzen im Staat. Bereits hier lässt sich erkennen, dass die jungen Leute die Entwicklungen kritisch und beunruhigend sehen. Die Autorin gestaltet private Dialoge, die sie glaubhaft in Szene setzt, als ob sie tatsächlich so stattgefunden hätten. Sie ließ mich als Leserin an den Gedankengängen der handelnden Personen teilnehmen und vermittelte mir ihre möglichen Empfindungen auch im Umgang mit der Angst vor Entdeckung, vor Gericht und in Anbetracht der Vollstreckung der Urteile.

Immer schon habe ich diejenigen bewundert, die sich dem Terrorregime mutig entgegenstellten. Obwohl ich wusste, wie die Geschichte zwangsläufig enden wird, verfolgte ich bewegt die einzelnen Begebenheiten, die zur Auflösung des Widerstands und dem Tod vieler ihrer Kämpfer führten. Gleichzeitig erlebte ich eben jene Personen in ihrem Alltag, den die Autorin mit vielen Details ausgeschmückt hat und vielleicht kamen mir ihre persönlichen Schicksale daher besonders nahe. Sabine Friedrich zeigt, wie der Widerstand im Kleinen und Verborgenen entsteht und selbst zunächst unbedeutende Handlungen Großes bewirken können.

In den Roman eingebunden sind viele Personen. Der Handlungsort wechselt oft nach kurzen Abschnitten und bedingt dadurch ist auch der ständige Wechsel zwischen den Charakteren. Das Personenregister am Ende des Buchs ist daher sehr nützlich.

In ihrem Roman „Einige aber doch“ vermittelt Sabine Friedrich Geschichte auf eine besondere Art. Die Entscheidung für das aktive Handeln der historisch verbürgten Personen im Widerstand wird auf diese Weise verständlich. Gerne empfehle ich das Buch an geschichtlich interessierte Leser weiter.