Rezension

Hochgestochen, aber schön wortgewandt

Romeo & Julia - William Shakespeare

Romeo & Julia
von William Shakespeare

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte muss wohl wirklich nicht näher beleuchtet werden, so ziemlich jeder kennt die Tragödie rund um diese beiden jungen Menschen aus den zwei verfeindeten Familien in Verona. Ich habe mir "Romeo und Julia" schon vor einer ganzen Weile gekauft und seitdem lag es auf meinem SuB und hat mich vorwurfsvoll angesehen, weil ich es immer wieder vor mir hergeschoben habe. Dabei wollte ich unbedingt mal etwas von Shakespeare lesen, weil ich wissen wollte, wie ich ihn und seine Werke so finde. Schließlich habe ich die Tragödie dann an einem Tag durchgelesen, was aber nicht unbedingt daran liegt, dass ich so gefesselt gewesen wäre.

Die Story ist natürlich trotzdem interessant. Kurz und ganz nach Drama-Art lediglich aus Dialogen bestehend, aber gut. Hätte ich im Vorfeld nichts über "Romeo und Julia" gewusst, wäre die Geschichte bestimmt noch spannender gewesen, so wusste ich das Ende eben schon vorher. Obwohl der tragische Ausgang der Geschichte ja bereits im Vorspruch angedeutet wird.

Dem Schreibstil des Buches merkt man an, dass er schon sehr alt ist. William Shakespeare kam schließlich aus einer ganz anderen Zeit, in der man sich noch anders ausgedrückt hat, aber ich denke, dass selbst für diese Verhältnisse der Stil des Werkes hochgestochen ist. So war es nicht so einfach, "Romeo und Julia" zu lesen. Mir ist wieder eingefallen, wieso ich die Dramen in der Schule nicht mochte, vor allem die langen Monologe teilweise waren mir zu viel. Aber abgesehen davon ist der Text unfassbar interessant geschrieben, dass muss man wirklich sagen. Hätte ich noch alle Stilmittel im Kopf, hätte ich in dem Buch bestimmt tonnenweise davon finden können. Wie Shakespeare mit Worten umgehen konnte, war einfach klasse, die ganzen Wortspiele sind nicht nur genial gemacht, sondern noch dazu witzig.

Die Anzahl der Charaktere in "Romeo und Julia" ist eher begrenzt, die wirklich wichtigen sind echt überschaubar. Vor allem die beiden Protagonisten Romeo und Julia sind sehr gut ausgearbeitet, wobei ich sagen muss, dass mir beide ziemlich unsympathisch sind. Romeo ist absolut sprunghaft und sehr melodramatisch, wie er trübselig durch die Gegend läuft und sich andauernd beschwert. Julia hingegen wirkt sehr naiv. Aber gut, sie ist auch erst 14 Jahre alt. Wie die beiden sich auf den ersten Blick unsterblich ineinander verlieben, ist schon sehr extrem, aber das ist wohl auch auf das Alter der beiden zurückzuführen (und auf die Dramatik der Geschichte).

Nun habe ich also mein Vorhaben in die Tat umgesetzt und mir endlich einen Klassiker aus Shakespeares Hand zu Gemüte geführt. Ich muss aber zugeben, dass die Drama-Form mich immer noch nicht wirklich überzeugen kann, ich habe da lieber Prosa. Hier war mir die Sprache zu hochgestochen. Allerdings ist Shakespeares Stil natürlich sprachlich unglaublich toll, das muss man ihm lassen, auch wenn es meinen Geschmack nicht so ganz trifft. Die Handlung kann man nur als toll bezeichnen, besonders wegen des tragischen Endes. Ob ich ein weiteres Werk des Autors lesen werde, ist allerdings fraglich.