Rezension

Hochgradig erschreckend und deshalb so wichtig!

Alle drei Tage -

Alle drei Tage
von Laura Backes

Bewertet mit 5 Sternen

«Alle drei Tage» ist kein Buch für schwache Nerven, doch so wichtig, dass es gelesen werden sollte. Für mich muss der Satz mittlerweile nicht mal mehr vervollständigt werden, um mich auf die Gräuel vorzubereiten, die zwischen den Buchdeckeln beschrieben werden. Femizid, eine Tat, die allzu häufig vorkommt; ein Wort, das in der Berichterstattung noch zu selten verwendet wird. Denn es sind keine Beziehungstaten, keine Eifersuchtsdramen, keine Familientragödien - es sind Morde an Frauen, weil sie Frauen sind, die sich von ihren Partnern nicht mehr kontrollieren lassen wollen. Die Deutsche Presseagentur (dpa), hat 2019 entschieden, nicht mehr in verharmlosender Weise zu berichten, sondern die Gewaltverbrechen auch als solche zu benennen. Immerhin ein Anfang.
Laura Backes und Margherita Bettoni haben das Ziel, den Inhalt des Buches auf die Überlebenden und Hinterbliebenen zu richten. Eine Aufgabe, die schwer genug ist, beginnt es doch mit dem Täter, ohne diesen es auch keine Opfer gäbe.
Nebst den vielen Literaturverweisen gibt es auch das 8-Stufen-Modell nach Monckton Smith, welches den Gefährdungsgrad einer Frau anzeigt, von ihrem (Ex-)Partner getötet zu werden und das Beispiel eines Mannes, der sich zwei Jahre lang einem Anti-Gewalttraining unterzogen hat, nach dem er gegen seine langjährige Freundin gewalttätig geworden ist.
Backes und Bettoni zeigen in ihrem Buch allerdings auch auf, dass Deutschland noch einiges aufzuholen hat, wenn sie die Vereinbarungen der Istanbul-Konvention einhalten will. Insbesondere die derzeitige Rechtssprechung, die von zu verständnisvollen Richter:innen ausgeht beim Ausschluss niedriger Beweggründe (die das Strafmaß des Verurteilten beeinflussen), bedarf dringend einer Verbesserung.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen bei meinem Fazit: Wichtiges Buch!