Rezension

Hochspannender Polit-Thriller

Never Say Anything
von Michael Lüders

Bewertet mit 4 Sternen

„Die folgende Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten und realen Personen sind nicht beabsichtigt, ergeben sich aber möglicherweise zwangsläufig.“ (Seite 4, links oben). Liebe Leser und Leserinnen dieses Buches, halten Sie sich dieses Zitat immer im Bewusstsein. 

Überaus provokant könnte ich diese Rezension wie folgt beginnen: „Lesen Sie die Verlagsinformation auf dem Buchumschlag hinten und bilden Sie sich ihre eigene Meinung.“
Die werden Sie ohnehin bilden, nun meine:
Die junge Journalistin Sophie Schelling wird von ihrer Redaktion für einen Reisebericht nach Marokko geschickt. Über das Magazin „Outland“ des Marokkaners Hassan Maliki hat sie von einem kleinen Dorf in Marokko gehört, in dem ein Mann eine „Himmelstreppe“ baut, eine freistehende Treppe, die in den Himmel führen soll. Dort, in Gourrama, einem entlegenen Bergdorf angekommen erlebt sie einen Drohnenangriff, entgeht wenig später nur knapp einem tödlichen Helikopterangriff, bei dem der Großteil der Dorfbewohner getötet wird. Trotz einer Schussverletzung retten ihr unbekannt Helfer das Leben und sorgen dafür, dass sie zurück nach Berlin kommt. Sie beginnt mit ihren Recherchen, wer hinter dem Anschlag steckt; dass es Al-Qaida nach allgemeiner Meinung sei bezweifelt sie und vermutet amerikanischen Drohnen und Spezialeinsatzkräfte. Obwohl Schelling stichhaltige Beweise, als Augenzeugin, ihre eigenen Fotos und ein Video der Helikopterpiloten des Angriffs hat, scheut sich ihre Redaktion die Amerikaner öffentlich anzuprangern. Man könnte auch sagen, ihr Chef hat nicht die Eier, Mut zu zeigen. Von ihren Mitarbeitern in der Zeitung gemieden, gerät sie zunehmend in das Visier der Geheimdienste und des Militärs. Wie weit kann die Journalistin gehen um die Wahrheit ans Licht zu bringen ohne ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Immer tiefer verstrickt sich Sophie in das Netz eines übermächtigen Gegners, bis aus ihrer Suche ein blutiger Kampf ums Überleben wird. Sophie muss die bittere und enttäuschende Erfahrung machen, obwohl ihre Gegner keine sachlichen Argumente gegen ihre offenlegende Recherche haben, nun versuchen sie als Person zu vernichten. „Langsam spürte sie eine Schlinge um den Hals.“

Michael Lüders hat mit Sachkenntnis einen spannenden Polit-Thriller geschrieben, bei dem der Grat zwischen Fiktion und Realität nur noch unmerklich zu sein scheint. Polit-Thriller veranlassen den Leser immer, Stellung zu beziehen, auf einer Seite zu stehen. Das macht es schmerzlich und der Leser fühlt sich machtlos – wie unsere Heldin Sophie Schelling.
Der Schreibstil flüssig und ohne unnötige Umschreibungen. Selbst wenn die Polit-Komponente wegfiele, ergäbe es immer noch einen spnnanden und lesenswerten Thriller

Micheal Lüders startete 2015 mit „Never Say Anything“, dem ersten Polit-Thiller der Sophie Schelling-Serie. 2020 folgte der zweite Band „Die Spur der Schakale“.