Rezension

Hochwertiges Kinderbuch

Mit dem Orient-Express nach Paris - Stephan Martin Meyer

Mit dem Orient-Express nach Paris
von Stephan Martin Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

Der Vater des 14jährigen Sinan ist Kaufmann in Konstantinopel. Gemeinsam fahren sie im Jahre 1889 mit dem Orient-Express nach Paris. Auf dem Bahnsteig stößt Sinan fast mit dem Küchenjungen Pierre zusammen. Als im Zug eine Baronin behauptet, dass ihr die Uhr gestohlen wurde, machen sich Sinan und Pierre auf die Suche.

Der Autor hat nicht nur ein spannendes Kinderbuch geschrieben, sondern obige Geschichte gekonnt mit Sachinformationen verknüpft. Meiner Meinung nach handelt es sich um ein Sachbuch mit einer fesselnden Rahmenhandlung. Großen Anteil an der Hochwertigkeit des Buches hat auch der Illustrator.

Der Schriftstil der Geschichte ist der Zielgruppe angemessen. Obwohl die beiden Jungen aus völlig unterschiedlichen Ländern und gesellschaftlichen Verhältnissen kommen, entwickelt sich schnell eine Freundschaft. Gut werden die trotzdem vorhandenen Gegensätze dargestellt. Während Pierre Kartoffeln schält, essen Sinan und sein Vater Austern. Es wird deutlich, dass der Zug seinen Passagieren einen ungewöhnlichen Luxus bietet.

Ab und an werden in etwas kleinerer Schrift historische Fakten vermittelt, sei es über die Entstehung der Weltzeit, das Osmanische Reich oder Österreich-Ungarn. Anfangs gibt es eine doppelseitige Karte von Europa. An jeder Station wird die Reiseroute dann auf einer halbseitigen Karte aufgezeigt. Nicht nur die Texte enthalten Illustrationen. Auch zu Besonderheiten des Zuges gibt es ein- oder zweiseitige Bilder, sei es zum Personal oder den verschiedenen Waggons. Nicht unerwähnt möchte ich den Querschnitt der Dampfmaschine mit den dazugehörenden physikalischen Funktionsprinzip lassen.

Besonderheiten an der Strecke, so das Anhängen des Salonwagens von Königin Elisabeth von Österreich oder das Aufsteigen des bulgarischen Königs als Zugführer fehlen ebenfalls nicht.

Mehrere zweiseitige Bilder geben einen Eindruck von der Gegend, die der Zug durchquert. Auch Sehenswürdigkeiten wie der Stephansdom wurden abgebildet.

Als besonderes Stilmittel haben Autor und Illustrator an verschiedenen Stellen kleine Bildergeschichten in die Rahmenhandlung eingefügt. Sie dienen nicht nur dem Fortgang des Geschehens und der Auflockerung. Die fein ausgearbeiteten Zeichnungen wirken ansprechend. Darin kann man selbst die Mienen der Protagonisten lesen.

Auch das Cover wirkt edel. Der blau glänzende Zug vor der Landkarte zieht sofort die Blicke auf sich.

Ein informatives Nachwort ergänzt das Buch. Das Foto der beiden Jungen auf dem Rückumschlag und vor Beginn ist eine weitere schöne Idee.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich werde es gern in meinem Bekanntenkreis weiterempfehlen.