Rezension

Höhen und Tiefen

Der Alltägliche Kampf - Manu Larcenet

Der Alltägliche Kampf
von Manu Larcenet

Bewertet mit 3 Sternen

Die Blast-Reihe von Manu Larcenet gehört zu meinen absoluten Lieblingswerken aus dem Graphic Novel Bereich. Deswegen möchte ich mich natürlich nach und nach auch an Larcenets andere Veröffentlichungen machen. Diesmal las ich den Comic „Der alltägliche Kampf“, der ursprünglich in vier einzelnen Bänden zwischen 2004 und 2008 erschien. In dieser Gesamtausgabe sind alle Folgen zusammengefasst. Wenn man das Buch einmal vorne und einmal hinten aufblättert merkt man, wie sehr Larcenet sich in dieser Zeit entwickelt hat. Am Ende ist sein markanter Stil zu erkennen, es ist teilweise düster, es gibt viele Schraffuren, die Farben sind gedeckt. Im Vergleich zum Anfang ist der Unterschied krass; hier sind die Zeichnungen lockerer, die Hintergründige knallig, oft leer und einfarbig und ein einheitliches Farbschema gibt es nicht. Beim lesen ist mir die Entwicklung gar nicht aufgefallen, da sie sehr schleichend kommt. Nur habe ich irgendwann bemerkt, dass mich einige Panels an Blast erinnern, was am Anfang überhaupt nicht der Fall war. Vergleicht man dann direkt, ist der Unterschied schon deutlich.

Inhaltlich folgen wir dem jungen Fotografen Marco, der schon seit seiner Jugend mit einer Angststörung kämpft, in einer Schaffenskrise steckt und die Einsamkeit sucht. Marco hat ein paar anstrengende Züge ist insgesamt aber ziemlich sympathisch. Die Geschichte ist mal witzig, mal melancholisch erzählt. Es geht um Liebe, Familie, Richtig und Falsch; einfach darum, wie das Leben so spielt. An sich schöne und ergiebige Themen, zum Ende hin wurde es mir aber leider zu politisch. Über Marcos Angststörung wird eher am Rande berichtet, richtige Gründe dafür bietet die Geschichte nicht. Das Problem, das er und sein Bruder mit ihrem Vater haben wird nie konkret thematisiert aber gegen Ende wird endlos über die politische Situation Frankreichs und die Wahl Sarkozys monologisiert. Natürlich ist Marcos Leben im vierten Teil des Comics schon etwas vorangeschritten und dementsprechend nicht mehr so Ereignisreich wie im jungen Erwachsenenalter, aber ich finde Larcenet hat sich hier zu weit von ihm entfernt. Das fand ich schade, da der Wechsel zwischen rührend, ernst und humorvoll vorher ziemlich gut gelungen war. Aber vielleicht hat es einen guten Grund, dass Larcenet seine Comicreihe an dieser Stelle auch beendet hat.

Für mich war es eine eher durchwachsene Lektüre. Ich habe verhältnismäßig lange zum durchlesen gebraucht, da es mich nicht sonderlich zum Buch hingezogen hat. Zwar steckten interessante Gedanken in der Geschichte und es gab schöne Stellen – besonders die Beziehung Marcos zu Mesribes gefiel mir und das Notizbuch seines Vaters hat mich berührt. Aber ansonsten bleibt bei mir wenig Nachhall zurück.