Rezension

Holprig erzählt und schlecht recherchiert

90-60-90 tot - Lisa Gallauner

90-60-90 tot
von Lisa Gallauner

Bewertet mit 2 Sternen

Ich kann gar nicht sagen, wie viele Bücher ich bereits zum Thema "Magersucht", bzw. "Essstörungen" gelesen habe. Dabei gibt es viele Geschichten, die wirklich gut zu lesen sind, die stimmig und gut recherchiert sind. Dann gibt es aber auch Geschichten, die durch einen holprigen Schreibstil und eher wenigen Recherchen auffallen - wie dieses Buch hier. Was ich sehr schade finde, denn die Geschichte klang zunächst wirklich gut, aber leider wollte diese Geschichte bei mir nicht funktionieren.

Ich möchte nun sicherlich nicht sagen, dass Lena Gallauner kein Talent zum Schreiben hat, aber ihr Schreibstil hat mir hier leider gar nicht gefallen. Die Geschichte liest sich sehr holprig, einige Dinge sind nicht gut recherchiert und die Dialoge sind ebenfalls nicht stimmig. Alles wirkt zu aufgesetzt und wie aufgesagt. Dazu kommt es immer wieder zu Wiederholungen, die mich im Laufe der Zeit eher genervt haben. So wird bei Lenas Eltern grundsätzlich immer der Vor- und Nachname genannt, was mich mehr als gestört hat. Denkt die Autorin wirklich, dass der Leser sich dies nicht merken könnte oder wieso wird es auf mindestens jeder zweiten Seite erwähnt? 

Gleichzeitig gibt es einige Zeitsprünge. Mal wiegt Lena 50 Kilo, dann 46, dann 42. Solche Zeitsprünge sind bei so einer Thematik schon fast tödlich, denn somit kann man nicht vollständig nachvollziehen, was Lena in der gesamten Zeit über erleben muss. Es wird immer nur darüber berichtet, dass sie wenig isst und dafür viel trainiert, der Verlauf der Krankheit selbst bleibt dabei aber oftmals auf der Strecke. 

Auch sonst wurde bei dieser Geschichte oftmals sehr übertrieben. Lenas Freundin Jessy soll z.B. lediglich nur Freundinnen haben, die ebenfalls unglaublich dünn sind. Die Knochen müssen überall zu sehen sein, man muss diszipliniert sein und am besten gar nichts essen. Wenn man aber liest, welch großen Freundeskreis Jessy hat, könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass es auf dieser Schule nur magersüchtige Schülerinnen gibt, was sicherlich ein falsches Bild aufzeigt. 

Die Figuren sind teilweise unsympathisch, teilweise sehr naiv. Lena selbst lernt man als eine disziplinierte und naive Person kennen, die von sich nur das Beste erwartet und sich runterhungert, um endlich nicht mehr 'dick' zu sein. Dabei war sie niemals dick und hatte immer eine gute Figur, jedoch hat sie sich von Jessy immer etwas anderes einreden lassen. Ausgerechnet jetzt, wo sie nur noch knochig und krank ist, sieht sie Jessy als Idol und beste Freundin an und lässt dafür ihre anderen Freundinnen im Stich. Lenas Eltern, eine Staatsanwältin und ein erfolgreicher Journalist, sehen bei Lenas Krankheit nur hilflos zu und können sie weder zu einem Arztbesuch, noch zu einer Therapie bewegen. Hierbei merkt man auch, dass die Ehe nicht intakt ist, sondern lediglich aus Machtkämpfen besteht. Jeder kämpft gegen jeden und man merkt nicht, was man den anderen Menschen antut. 

Besonders enttäuschend fand ich das Ende, denn dies kam zu plötzlich und machte wieder einen Zeitsprung, den man nicht wirklich nachvollziehen kann. Es ist zwar immer nett, wenn man zeigt, was aus den jeweiligen Personen geworden ist, allerdings kann man dies bei einer solchen Thematik nicht so abrupt machen. Was bei der Thematik eigentlich am interessantesten ist, wurde einfach nicht, bzw. so wenig thematisiert, dass ich das Buch am Ende nur noch enttäuscht geschlossen habe. 

Das Cover ist dagegen wirklich hübsch anzusehen. Die Pusteblumen stehen für die Leichtigkeit, die vielen Verschnörkelungen wirken mädchenhaft und passen gut zu Lenas Alter und auch sonst wirkt das Cover recht stimmig. Die Kurzbeschreibung fand ich auf den ersten Blick ansprechend, jedoch fand ich die angekündigte Katastrophe dann doch eher nicht allzu schockierend, da man, wenn man den Verlauf genau verfolgt hat, damit rechnen konnte, bzw. sogar musste. Aber dennoch ist die Kurzbeschreibung zumindest so gut zusammengefasst, dass ich dem Buch eine Chance gegeben habe. 

"90-60-90 tot" ist sicherlich nicht das schlechteste Buch aller Zeiten, konnte mich jedoch nicht überzeugen. Der Schreibstil ist holprig und mit ständigen Wiederholungen gepflastert, die Figuren unsympathisch und auch sonst wirkt das Buch in vielerlei Hinsicht unfertig und nicht gut recherchiert. Von daher kann ich das Buch leider nicht empfehlen und würde eher auf andere Bücher gleicher Thematik wie z.B. "Dann bin ich eben weg" verweisen.