Rezension

Home sweet home

Wieder zu Hause! -

Wieder zu Hause!
von Colleen Rowan Kosinski

Inhalt:

Der letzte Stein war gesetzt, die letzte Blume gepflanzt. Das Haus zitterte vor freudiger Erwartung auf den Einzug seiner Familie.

Jahre vergehen, in denen das Haus sich über die kleinen Kinderfüße freut, die über den Boden tapsen, in denen der Duft von Frischgebackenem durch die Räume zieht, in denen Musik ertönt, Partys gefeiert und gemütlich beisammen vor dem Fernseher gesessen wird. Das Haus erlebt mit seiner Familie zauberhafte Momente, von denen es jeden einzelnen genießt.

Doch die Kinder werden älter, das Trippeln der Füße wird zum Stampfen. Die Familie wächst und es kommt der Tag, an dem plötzlich die Räume ausgekehrt werden. Es verschwinden Einrichtungsgegenstände und die Familie steht von einem Tag auf den anderen mit gepackten Kisten in der Haustür.

Das Haus ist verwirrt und irgendwann muss es feststellen, dass die Familie, die sich stets um seinen Zustand gekümmert hat, die so viel Wärme und Liebe mitbrachte, plötzlich verschwunden ist und wohl nie wiederkommen wird.

Nach und nach blättert der Putz von der Fassade ab. Die Fenster verdrecken, das Unkraut schießt aus dem Boden. Das Haus ist traurig. Es fühlt sich verlassen und einsam. Es verkommt.

Doch irgendwann stehen neue Menschen vor dem Gartenzaun, die das Haus besichtigen wollen. Das Haus jedoch weiß nicht, ob es überhaupt wieder Vertrauen aufbauen kann. Es wehrt sich mit allen Mitteln gegen die Eindringlinge. Wird es je wieder in Menschen Vertrauen fassen?

 

Meinung:

Ein Zuhause bietet in den meisten Fällen Sicherheit und Geborgenheit. Es ist ein Rückzugsort, wenn man sich vom wirren Alltag abgrenzen möchte. Hier sammelt man Erinnerungen, hier schreibt man seine Geschichte. Das Zuhause ist der Ort, an dem die Familie zusammenkommt. Eine Heimat, in deren Wänden man streitet, sich versöhnt, sich liebt, Geheimnisse teilt und Pläne schmiedet.

Diese Stimmung, dieses Gefühl von Geborgenheit, fängt die Autorin Colleen Rowan Kosinski in Zusammenarbeit mit Valerie Docampo, die das Buch mit detaillierten Zeichnungen und warmen Farben illustriert hat, auf jeder Seite ein.

Sie berichtet aus der Sicht des Hauses, das einerseits als stiller Beobachter die Momente sammelt, die sich in seinen Wänden abspielen. Zugleich zeigt es aber auch eine große Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die eine symbiotischen Einheit mit ihm bilden. Die seine Wände streichen, die Fenster putzen, den Garten pflegen.

Colleen Rowan Kosinski berichtet davon, wie Rillen in den Türrahmen des Hauses geritzt werden, um die Größe der Kinder festzuhalten. Sie erzählt, wie der Duft von Frischgebackenem durch die Zimmer weht und wie jeder Tag, jeder Moment mit der Familie, das Haus mit Freude erfüllt. Es steckt eine tiefe Wärme und Herzlichkeit in dieser Geschichte, die den Leser auf jeder Seite die Liebe vermittelt, die das Haus für seine Bewohner verspürt.

Doch dann kommt der Umschwung. Die Familie verlässt das Haus. Einsamkeit wird spürbar, die Schattenseiten der Liebe, Alleinsein, Verlassenwerden.

Colleen Rowan Kosinski greift mit dem Verlauf ihrer Geschichte sehr wichtige Themen auf. Denn das Haus muss zwar eine schwere Zeit überstehen. Eine Zeit, in der es zu verkommen droht, in der es die Hoffnung verliert und in der es aufgibt. Aber dann kommen neue Menschen. Zwei Männer, die sich nicht um die knarzenden Bretter, um die tropfenden Wasserhähne und die Sprünge in den Wänden scheren. Als gleichsam traumatisierter Einzelgänger stemmt sich das Haus gegen die neuen Bewohner. Die Männer ignorieren das Zetern und Motzen des Hauses. Sie kümmern sich um das Haus. Die Übertragung ihrer Initiativkraft führt zu einer Reanimation des Hauses.

Die Geschichte, die die Autorin aus der Perspektive des Hauses erzählt, geht ans Herz. Sie ist gefüllt mit ausreichend Resilienz für alle Unbill dieser Welt. Sie wärmt und sie spendet Hoffnung. Darauf, dass selbst die schlimmsten Momente vorbeigehen.

 

Fazit:

Colleen Rowan Kosinski erzählt mit Unterstützung atmosphärischer Farbzeichnungen der Illustratorin Valeria Docampo eine herzerwärmende Geschichte über Behaustsein und dessen Gefährdung.

Der Subtext transportiert manch wertvolle Botschaft. Trotz aller erlittener Unbill muss das Haus seinen Frieden machen und sich an dem Schönen freuen, das es erlebt hat und noch erleben wird.

Das Ganze ist dabei herzerwärmend und berührend erzählt, so dass man eigentlich nirgendwo anders leben möchte als in diesem einen Haus.

Für mich eine absolute Leseempfehlung, die ich großen und kleinen Lesern ans Herz legen möchte.