Rezension

Hommage an einen Flusswanderer

Riverman -

Riverman
von Ben McGrath

Bewertet mit 4 Sternen

Ben McGrath erzählt eine wahre Geschichte über Dick Conant, der mehr als zwanzig Jahre mit seinem Kanu auf Flusswegen quer durch die USA unterwegs war. Das allein bietet schon genügend spannenden Lesestoff. Die Tatsache, dass sein Kanu im Dezember 2014 gefunden wurde ohne jegliche Spur des Fahrers und der Autor der Sache nachgeht, verleiht dem Roman eine besondere Note.

Angetrieben wird er sowohl von seinem journalistischem als auch persönlichem Interesse, denn ganz zufällig lernte er den Flusswanderer in Piermont am Westufer des Hudson kennen, als dieser von Kanada nach Florida paddelte. Mich interessierte vor allem, warum sich ein Mensch auf solch ein verrücktes und gefährliches Abenteuer einlässt. Diese Frage blieb dank seinen Tagebüchern und einem biografischen Exkurs, den Berichten von Dick Conants Familienangehörigen und zahlreichen mitunter skurrilen Bekanntschaften entlang des Flussufers nicht unbeantwortet.

Erstaunlich ist, wie unterschiedlich sie den unermüdlichen Kanufahrer in Erinnerung behalten haben. Manche sahen in ihm nur einen armen Schlucker und Außenseiter, die meisten jedoch waren fasziniert von seiner starken Persönlichkeit, sahen in ihm gar einen zeitgenössischen Volkshelden. Ich habe Ben McGrath auf seiner Recherchereise, auf der er ähnlich wie Dick Conant wertvolle Freundschaften schließt, gern begleitet und gesellschaftliche Randgruppen, die sonst nicht so im Fokus stehen, kennengelernt.