Rezension

Ich bin nur eine einfache Arbeiterin in Gottes Weinberg

Allzeit aus Liebe -

Allzeit aus Liebe
von Günter Krieger

Ich bin nur eine einfache Arbeiterin in Gottes Weinberg

„Es war immer unser Ziel, eine Antwort der Liebe zu werden. Unser Dienst an den Kranken soll allzeit aus Liebe und nicht um Lohn geschehen.“

„Bewahret über alles die Liebe, die Armut und die Klausur. Seid versichert, alles wird gut gehen, solange ihr dies beachtet.“

Bei Günter Kriegers aktueller Neuerscheinung handelt es sich um einen biografischen Roman über die Stifterin der Ordensgemeinschaft der Elisabethinnen. Apollonia Radermecher stammt aus begütertem Elternhaus und beschloss bereits in ihrer Kindheit, niemals zu heiraten. Obgleich ihr Jugendfreund um ihre Hand anhielt, blieb Apollonia ihrem Grundsatz treu und widmete ihr gesamtes Leben dem Dienst am Nächsten. Eine unvermutete Begegnung mit einem Sterbenden im Alter von neun Jahren prägte das mitfühlende und tief gläubige Mädchen und sie nahm sich vor, niemals wieder einen Sterbenden sich selbst zu überlassen.

Der Autor beschreibt die verschiedenen Stationen im Leben dieser tatkräftigen und starken Frau, die einen unerschütterlichen Glauben an Gott besaß und ihr Leben in den Dienst für die Armen und Schwachen stellte. Apollonia folgte erst mit etwa vierzig Jahren ihrer Bestimmung, lebte in einer Gemeinschaft mit selbst auferlegten Regeln und wirkte viele Jahre lang in ‚s-Hertogenbosch, kümmerte sich dort um Alte, Bedürftige und Kranke. Ihre Entscheidung, der Einladung des Stadtrats in Aachen zu folgen und in einer christlichen Einrichtung Arme und Kranke zu beherbergen und zu pflegen, erwies sich als schicksalhaft. Apollonia reformiert das heruntergekommene Spital, wird die neue Leiterin des Gasthauses am Radermarkt und macht es zu einem Ort der Nächstenliebe. Sie setzt all ihre Kraft und ihr Vermögen für die Renovierung ein und bleibt ihrer Berufung trotz aller Widerstände bis zu ihrem letzten Atemzug treu.

Das Leben der deutschen Ordensfrau und Gründerin des Elisabethinnenordens Apollonia Radermecher wird aus Sicht der erwachsenen Apollonia erzählt. Darüber hinaus erfährt man durch Rückblenden in die Vergangenheit, historische Fakten und Bilder im Anhang des Buches sowie ein ausführliches Personenregister zusätzliche Details über das Leben dieser großzügigen und gütigen Frau. Der Glaube und der Wunsch, ihrer Berufung zu folgen, spielen eine zentrale Rolle in ihrem Leben.

„Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

„Es war ein langer Weg. Es stimmt, die Last wiegt schwer, nicht selten gab es Tage, wo ich glaubte, darunter zusammenzubrechen. Ich fragte mich, ob ich wirklich für dieses Werk bestimmt sei. Aber inzwischen weiß ich, dass ich es fortführen muss. Es ist eine notwendige Sache.“

Die sprachliche Umsetzung (Schreibstil/gewählte Sprache) haben mir außerordentlich gut gefallen. Kapitel, die sich mit vergangenen Zeiten befassen, sind durch eine entsprechende Überschrift deutlich gekennzeichnet und sorgen für eine einfache Orientierung im Buch. Der Autor punktet zudem mit einer hervorragenden Charakterzeichnung und großer Authentizität der Protagonistin sowie wichtiger Lebensbegleiter. Durch eingeflochtene Episoden wie beispielsweise die Ankunft des kranken Franziskanermönchs Bruder Dederich mit seinem anhänglichen Ziegenbock „Judas Thaddäus“ wird auch ein wenig Humor in die Handlung eingebracht.

FAZIT: „Allzeit aus Liebe“ ist ein Buch, das sich intensiv mit dem Leben der Apollonia Radermecher befasst und auf diese Weise dazu beiträgt, eine historische Persönlichkeit „lebendig“ zu machen. Die exzellente Recherche des Autors und die Kunst, das Leben und die Leistungen dieser historischen Persönlichkeit, aber auch ihre Ängste, Hoffnungen und Wünsche authentisch darzustellen, machten die Lektüre dieses biografischen Romans zu einem Erlebnis.

Begeisterte fünf Sterne für diese bereichernde Lektüre und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!