Rezension

Eine starke Frau

Allzeit aus Liebe -

Allzeit aus Liebe
von Günter Krieger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Tag, als die Protestanten Kanonen auf dem Markt auffahren, wird Apollonia nie mehr vergessen, denn es war der bisher schrecklichste in ihrem jungen Leben...“

 

Mit diesem Satz beginnt ein biografischer Roman, der das Leben der Apollonia Radermecher nachzeichnet. Obiges Zitat spielt auf das Jahr 1581 an. Apollonia ist gerade neun Jahre alt. Entgegen dem Verbot des Vaters geht Apollonia mit ihrem Bruder und dessen Freund in die Stadt. In einer Seitenstraße finden sie einen Verwundeten. Während die Jungen am liebsten weglaufen würden, kümmert sich Apollonia um ihn. Doch die Gefahr wird zu groß. Ihr Bruder zwingt sie, mit ihm zu kommen.

Dann erfolgt ein zeitlicher Sprung ins Jahr 1622. Apollonia lebt mittlerweile in den Niederlanden . Dort hat sie ein Gasthaus gekauft, Heute würden wir es als Krankenhaus bezeichnen, denn Apollonia kümmert sich um Kranke und Sieche.

Der Schriftstil passt sich der Zeit an. Das bedeutet auch, dass er historische Begriffe verwendet.

In den Niederlanden erreicht Apollonia ein Ruf aus Aachen. Sie soll das dortige Gasthaus übernehmen, bevor es an Ordensleute übergeben werden kann. Ihre Freundin Leonore spricht Klartext:

 

„...Ich verstehe. Ihr sollt die Scherben aufkehren, damit andere sich später in ein gemachte Nest setzen können. Das wird Euch viel Demut abverlangen. Aber wahrscheinlich gibt es keine Bessere, die solche Reformen bewerkstelligen könnte...“

 

Die Verhältnisse, die Apollonia in Aachen vorfindet, gleichen einer Katastrophe. Resolut nimmt sie die Aufgabe in die Hand. Der Rat geht davon aus, dass sie dafür auch ihr privates Vermögen einsetzt.

Ab und zu gibt es Rückblenden in die Vergangenheit. Entgegen dem Zeitgeist lassen die Eltern Apollonia ihre Freiheit und zwingen sie nicht zur Heirat.Sie akzeptieren es, als sie einen Heiratsantrag ablehnt. Erstaunlich finde ich außerdem, dass auch der Bräutigam ihre Entscheidung mitträgt und ihr für die Zukunft gewogen bleibt.

 

„...Meine Bestimmung ist nicht das Heiraten. Ich wünschte, ich könnte es dir erklären. Aber ich kann das nicht...“

 

Es ist nicht einfach, Mitarbeiter zu finden. Die Arbeit ist anstrengend und manch einer hatte sich eine bessere Position versprochen. Intrige und Missgunst lassen nicht lange auf sich warten. Apollonia aber steht auch zu ihren Fehlern. Sie trägt ihr Glaube.

 

„...“Herr im Himmel“, betet Apollonia leise, „gibt, dass meine Sorgen nie wieder den Blick auf die Sorgen und Nöte andere verstellen. Möge der Heilige Geist mein Herz berühren.“...“

 

Manchmal geht sie auch ungewöhnliche Wege. Sie hat Humor. Als ein Kranker mit einem Ziegenbock kommt, entwickelt sich folgendes Gespräch.

 

„...“Trotzdem - Judas Thaddäus (Anmerkung: So heißt der Ziegenbock) hat im Beyyard nichts zu suchen. Der Dreck und der Gestank – das geht wirklich nicht.“ „Daran wird sich das Tier bestimmt gewöhnen“, sagt Bruder Dederich. Gelächter im Beyard, auch Apollonia muss schmunzeln...“

 

Als sich immer wieder die Bemühunngen zerschlagen, einen Orden zur Übernahme des Spitals zu gewinnen, nimmt Apollonia den Schleier. Sie gründet einen Orden. Kurz vor ihrem Tod gelingt es ihr noch, mit der Stadt den Vertrag auszuhandeln.

Im Anhang gibt es Fotomaterial der historischen Gebäude und weitere Informationen zu ihrem Leben.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was Frauen schon in der Vergangenheit vermochten, wenn man sie ließ.