Rezension

Ich kann es allen gestressten Familienorganisatorinnen wärmstens empfehlen.

Von Erholung war nie die Rede - Andrea Sawatzki

Von Erholung war nie die Rede
von Andrea Sawatzki

Bewertet mit 5 Sternen

Spätestens danach denkt ihr: Eigentlich ist mein Leben gar nicht soooo schlimm.

Gundula Bundschuh ist mit ihrer Familie auf dem Weg in den Urlaub. Dieser wurde von ihrer Schwiegermutter bei einem Preisausschreiben gewonnen. Gundulas Familie ist schwierig, und nach dem letzten Weihnachtsfest mit allen zusammen bereitet die Vorstellung auf einen gemeinsamen Urlaub Gundula Kopfzerbrechen.
Neben ihr und ihrem Mann Gerald befinden sich auch noch Riccarda, deren 16 jährige Tochter und ihr Sohn Rolfi ,14 Jahre mit an Bord des Autos, mit dem sie nach Norderney reisen. Im Anhänger noch mit dabei ihre beiden Hunde. Susanne, Gundulas Schwiegermutter erwartet den Rest ihrer Familie bereits im Hotel 4 Jahreszeiten, das seine besten Zeiten auch schon erlebt hat und sich nun in der Nachsaison nicht gerade von seiner besten Seite zeigt.
Wird der Urlaub die erwartete Katastrophe oder gelingt es Gundula ihr Vorhaben anzugehen und ihre Ehe zu retten, wie sie sich das erhofft hat?

Gundula ist seit über 20 Jahren mit Gerald verheiratet. Da ist die erste Verliebtheit schon lange einer ,nennen wir es mal partnerschaftlichen Routine gewichen.
Die Familie läuft mehr schlecht als recht, bei zwei pubertären Kindern und noch einem weiteren 9 jährigen Sohn, einem zu pflegenden Vater, einer anstrengenden Mutter, die den Mann einfach bei der Tochter mit Familie gelassen hat, da sie sich mit der Pflege überfordert fühlte, einer recht herrischen Schwiegermutter, die inzwischen esoterisch angehaucht ist und mit den 5 Tibetern lebt, sowie einem Bruder mit Schwägerin, der esotherische Bücher schreibt und sich überall durchschnorrt.
Gundula ist eigentlich am Ende ihrer Kräfte. Sie sinnt auf einen Neuanfang.Im Blick hat sie beruflich wieder Fuß zu fassen und als Kosmetikvertreterin ihre Familienkasse mit aufzufüllen. Außerdem möchte sie wieder mehr Nähe zu ihrem Mann finden, mit dem sie sich doch eher auseinander gelebt hat. All das hofft sie in den paar Tagen fern der Heimat im herbstlichen Urlaub auf Norderney zu klären.
Aber es kommt mal wieder anders als gedacht und schon gleich zu Beginn denkt man sich als Hörer: Wie kann ein Mensch das denn alles aushalten. Aber was lädt sich die gute Frau da auch alles auf. Das kann doch nur schief gehen. Sie ist ja in der Familie für alles alleine verantwortlich. Und dann noch diese beiden Hunde mitschleppen, da sie nicht geschafft hat jemanden zu finden, der die große Dogge übernehmen will.
Dann noch das Wetter. Es regnet ohne Unterlass. Die Kinder sind mies drauf. Gerald verliert irgendwo seinen Koffer und dann ist da noch der angebliche Graf, für dessen Marmeladenfirma durch das Bild der heilen Familie im Urlaub auf Sylt geworben werden soll. Das kann man doch gar nicht schaffen. Wie soll denn da Urlaubserholung kommen?
Zunächst hatte ich Mitleid mit Gundula. Später dann war sie mir einfach zu negativ, so dass sie eine Katastrophe nach der anderen, meiner Meinung nach angezogen hat wie ein Magnet und gegen Ende hatte ich wieder eher Mitleid mit ihr und wünsche ihr einfach nur, dass ihr beruflicher Neustart gelingen möge. Gerald fand ich zu Beginn unmöglich und dachte nur, dass ich mit so einem sicherlich nicht so viele Jahre zusammen geblieben wäre, aber mit der Zeit erkannte ich, das er einfach auch nur unglücklich ist mit dem was er aus seinem Leben gemacht hat.
Da war ich froh, dass ihm der Urlaub neue Wege aufgezeigt hat, denn das kann nicht nur ihn sondern sicherlich auch seine Ehe retten.
Der Roman wurde von Andrea Sawatzki nicht nur sehr unterhaltsam geschrieben, sondern durch die stimmlich wunderbar charakterisierten Personen lebte das Hörbuch förmlich. Es war eine Freude es zu hören und man war jederzeit mitten in der Geschichte und an den Orten an denen es spielte.

Alles in allem ein witziges, humorvolles, chaotisches Hörbuch, das einem aber auch aufzeigt wie schief so manches laufen kann, wenn man versucht es allen recht zu machen und dabei selbst auf der Strecke bleibt.
Ich kann es allen gestressten Familienorganisatorinnen wärmstens empfehlen. Spätestens danach denkt ihr: Eigentlich ist mein Leben gar nicht soooo schlimm.