Rezension

Ich kann gar nicht anders, als dieses Buch zu lieben

Ehrbare Hyänen -

Ehrbare Hyänen
von Vinachia Burke

Meine Meinung:

Da ich großer Fan von der „Rauer Glanz“-Reihe der Autorin bin, musste ich natürlich auch dieses Buch lesen, das indirekt ja damit zusammenhängt. Trotzdem kann man das Buch völlig unabhängig lesen.

Gleich zu Beginn beweist Vinachia Burke wieder, dass sie ein Faible für ungewöhnliche Geschichten hat, denn diese dreht sich um Krillia, eine Prostituierte, die die besten Jahre schon hinter sich hat und sich, obwohl sie ihrem Lebensstil durchaus Vorteile abgewinnen kann, Sorgen um ihre Zukunft macht. In der Phase dieser Zweifel lernt sie den Unteroffizier Karel ser Horchhausen kennen, der ihr ein ungewöhnliches Angebot macht.

Karel ser Horchhausen in seinen jungen Jahren kennenzulernen war für mich ein besonderes Abenteuer. Er war so anders, als ich ihn aus den Rauer Glanz Büchern kannte und es freute mich sehr, dass man noch einmal einen Blick hinter die Kulissen bekommt und erfährt, was ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Tatsächlich ist er aber schon immer jemand, der im Hintergrund die Strippen zieht, was man auch in dieser Geschichte wieder live mitbekommt. Dabei spielt auch seine Familie eine große Rolle, die in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert einnimmt. Seine Brüder Wastim und Phal sind so ganz anders, als er und da er der Drittgeborene ist, hat er da auch nicht viel zu sagen und ist, neben seinem Bastardbruder das schwarze Schaf in der Familie. Das scheint ihn aber nicht weiter zu kümmern, im Gegenteil, es macht ihm sogar scheinbar Freude, dem ganzen die Krone aufzusetzen, wozu im Krillia von Nutzen ist. Anfangs eine Zweckgemeinschaft entwickeln sich zwischen den beiden mit der Zeit auch echte Gefühle, die vor allem aber Krillia nicht zulassen möchte. Sie weiß um ihre Stellung in der Gesellschaft und liebt vor allem die Freiheit, die ihr diese bietet. Hach, die beiden waren für mich ein wirklich tragisches Paar. Ich hätte ihnen so sehr gewünscht, dass sie zueinander finden, doch die Umstände treiben sie immer wieder auseinander, was mich sehr traurig gemacht hat. Für mich waren sie einfach das Traumpaar, weil sie sich nicht voreinander verstellen, sie sind echt und authentisch, sie verstecken sich nicht hinter einer Maske, sondern nehmen sich so, wie sie sind. Aber in dieser Welt ist kein Platz für ungewöhnliche Paar, die aus unterschiedlichen Schichten kommen.

Das bekommt vor allem Krillia zu spüren, die durch ihre Bekanntschaft mit Karel in politische Machenschaften hineingerät und aufpassen muss, dass sie dabei nicht „unter die Räder kommt“, denn in der Regel werden Leute wie sie, nur benutzt. Ich fand es sehr spannend, wie in der Welt von „Ehrbare Hyänen“ Geschäfte gemacht werden, wie die Stellung der Frau innerhalb dieser Gesellschaft ist und was „Familie“ da bedeutet. Gerade dieses Thema bewegt mich immer sehr, da mir selber auch Familie sehr wichtig ist. Doch hier wird tatsächlich sogar über Leichen gegangen. Das Familienoberhaupt ist dafür zuständig, die Fassade zu wahren und deshalb alles innerhalb der Familie und hinter verschlossenen Türen zu regeln. Einen Skandal kann man sich nicht leisten. Daher hat Wastim ser Horchhausen auch keine leichte Aufgabe, vor allem mit seinem Bruder Phal, der denkt, er dürfe sich alles erlauben. Ich fand das tatsächlich sehr interessant, da Wastim sonst sehr unsympathisch wirkt und seine Handlungen für mich oft ein No-Go waren. Trotzdem konnte ich ihn manchmal ein stückweit verstehen und hinter seiner Maske blitzte oftmals ein Funken Sympathie auf. Es ist eben nicht alles immer Schwarz oder Weiß und oftmals machen einen auch die Umstände zu dem, was man ist. Trotzdem hat man auch immer eine Wahl, für welchen Weg man sich entscheidet. Für mich war dieses Thema tatsächlich das Hauptthema, das sich für mich durch das Buch zog und auch ausmacht. Die Botschaften, die Vinachia Burke immer in ihre Geschichten einbaut, machen sie für mich immer zu einem absoluten Highlight.

Dafür braucht es auch keine epischen Schlachten, keine magischen Kräfte, keinen Weltuntergang,  Mord und Totschlag, die Intrigen, die in diesem Buch gesponnen werden, die Verwicklung der einzelnen Schicksale miteinander und wie die Entscheidungen der einzelnen Personen die Handlung bestimmen, machen für mich die Spannung aus, die mich an den Seiten kleben ließ, sogar ich das Buch sogar im Urlaub kaum aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen wollte, was das Schicksal für Krillia und Karel noch bereithält.

Dass die Geschichte größtenteils aus Krillias Sicht erzählt wird, zeigt auch, dass die Frauen in diesem Buch ganz klar eine wichtige Rolle spielen. Sei es jetzt Krillia oder die Frauen von Wastim und Phal, die im Hintergrund ihren Weg suchen und für sich kämpfen und einstehen. Sie sind nicht ohne Fehler, vor allem Krillia auch nicht, aber sie sind stark auf ihre Weise und das in einer Gesellschaft, in der die Frau eigentlich nur nettes Beiwerk ist und für Nachkommen sorgen soll.

Was soll ich sagen: Ich liebe auch dieses Buch von Vinachia Burke wieder. Sie schreibt Fantasygeschichten ohne Magie, deren Hauptaugenmerk auf den Charakteren liegt, die so vielschichtig sind, dass sie sich nicht einfach in Schwarz oder Weiß einordnen lassen, auch, wenn ich immer meine Favoriten habe. Für mich war es ein besonderes Highlight einmal hinter die Fassade von Karel ser Horchhausen blicken zu dürfen, den ich schon aus „Rauer Glanz“ kannte, trotzdem lässt es sich auch sehr gut ohne dieses Vorwissen lesen.

Ich würde jederzeit jedes Buch von Vinachia Burke kaufen (auch ohne den Klappentext zu kennen), denn sie schafft es immer, mich in ihren Bann zu ziehen und mich mit ihren Figuren und deren Geschichten so richtig zu flashen. Wer die Autorin noch nicht kennt, muss unbedingt etwas von ihr lesen.