Rezension

Ich liebe es!

Mottentanz - Lynn Weingarten

Mottentanz
von Lynn Weingarten

Zwei Jahre ist es her, seit die damals 18-jährige Nina Wrigley von Zuhause verschwand. Seitdem haben weder ihre Mutter, noch ihre jüngere Schwester Ellie etwas von dem Mädchen gehört.
Während Ellies Mutter sehr schnell zur Normalität übergeht, lässt Ellie das Thema Nina nicht los.
Sie lässt keine Möglichkeit aus, um ihre Schwester zu suchen und betet jeden Tag aufs Neue, dass ihre Schwester zurückkehrt.

Als sie eines Tages einen Mann mit einer von Ninas Zeichnungen begegnet, geht sie ins Mothership, einem Unterschlupf für Jugendliche, um diesen Mann nach ihr zu befragen, der ihr jedoch nicht weiterhelfen kann. Dafür trifft sie auf den gleichaltrigen Sean, der sie direkt anflirtet.
Schnell wird klar, dass beide ein gleiches Schicksal haben, denn auch Sean hat einen älteren Bruder verloren.

Zusammen machen sie sich auf die Reise nach neuen Hinweisen, um Nina zu finden. Ihre erste Station: Nebraska.
Doch was Ellie auf ihrer Reise erwartet, hätte sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht ausmalen können…

Als ich “Mottentanz” vor einigen Wochen im Briefkasten liegen hatte, habe ich nicht allzu viel von diesem Buch erwartet. Zwar hat mich das wunderschöne Cover magisch angezogen, allerdings war ich von dem Wort “Thriller” wie so oft abgeschreckt.

Was die Autorin jedoch aus dieser Geschichte gemacht hat, übertsteigt all meine Erwartungen. Der Schreibstil ist Lynn Weingarten sehr gut gelungen. Die Geschichte beginnt recht langsam, steigert sich jedoch von Kapitel zu Kapitel, bis sie Spannung ihren Höhepunkt erreicht.
Vor allem die Charaktere sind ihr hierbei sehr gut gelungen.

“Mottentanz” wird aus der Sicht von der 17-jährigen Ellie erzählt.
Sie ist ein recht ruhiges Mädchen, dass seit dem Verschwinden ihrer Schwester kaum noch zu Hause schläft und sich lieber bei ihrer besten Freundin Amanda verkriecht.
Sie vermisst ihre Schwester von Tag zu Tag mehr und glaubt nicht an ein freiwilliges Verschwinden.
Täglich sucht sie nach Hinweisen und klammert sich an jeden hoffnungsvollen Gedanken, was nicht bei allen Menschen gut ankommt. Ihre Mutter und ihre beste Freundin sind der Meinung, dass sie loslassen und akzeptieren soll, dass Nina ihren eigenen Weg gegangen ist.
Auf ihrer Reise quer durch die USA wird sie immer mutiger und selbstbewusster, was sie noch sympathischer macht.

Nina ist das genaue Gegenteil von Ellie. Sie galt schon immer als abenteuerlustig und schlich sich nachts sehr oft raus, um sich mit Freunden im Mothership zu treffen. Jeder, der sie kennt, bezeichnet sie gerne als begnadete Künstlerin, die alles und jeden zeichnet und dabei sehr detailverliebt ist.

Sean ist ein eher undurchschaubarer Charakter, der vieles durch sein typisches Grinsen überspielt und als Einzelgänger rüberkommt. Gerüchte besagen, dass er als durchgeknallt gilt, der sich einem Mädchen gegenüber stalkerhaft verhalten hat.
Durch seine wohlhabenden Eltern hat er die Suche nach Nina erst möglich gemacht.

Obwohl die Geschichte an sich absolut wunderbar, fesselnd und überraschend ist, gibt es einen kleinen Punkt, der mir nicht gefällt – und das ist der Titel.
Ich finde weder den Originaltitel, noch den deutschen Titel wirklich passend. Mit keinem Wort werden Motten oder ähnliche Tiere erwähnt.
Dafür reisst das wunderschöne Cover wieder einiges raus und ist deutlich besser gestaltet, als die Originalausgabe.

Auch sonst überzeugt das Buch optisch mit seiner Kapitelgestaltung. An jedem Anfang befindet sich eine kleine Motte. Dazu wird das Buch immer wieder mit schwarzweiß Zeichnungen von Nina untermalt.

Lynn Weingarten hat mit “Mottentanz” ein Buch voller Spannung und Überraschungen geschaffen, das mich von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten und in seinen Bann gezogen hat. Absolut empfehlenswert!