Rezension

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Blutige Bucht -

Blutige Bucht
von Allie Reynolds

Bewertet mit 5 Sternen

Die Britin Kenna ist zutiefst beunruhigt, als sie erfährt, dass ihre ehemals engste Freundin Mikki in ihrer Wahlheimat Australien einen Mann heiraten will, den sie kaum kennt. Also macht sie sich auf den Weg zu ihr, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Doch die Lage ist weitaus kompilierter: Mikki und ihr Verlobter sind Mitglieder einer Kommune, die sich in einer abgelegenen Bucht einen Rückzugsort geschaffen – den sie vehement vor der Außenwelt verteidigt. Für die leidenschaftlichen Surfer und Surferinnen dort zählen nur die Wellen sowie körperlich und geistige Stärke.  

“Blutige Bucht” ist von Anfang an wunderbar beklemmend, rätselhaft sowie absolut mitreißend! Die unheilvolle Atmosphäre ist durchweg greifbar, denn die paradiesische Bucht namens Sorrow Bay bietet jede Menge Gefahren: Die wilde Natur mit Giftschlangen- und Spinnen, aber auch die undurchsichtigen Charaktere tragen zur bedrohlichen Stimmung bei – schließlich ist der Mensch das grausamste Tier... 

Kenna schleppt schweres Gepäck mit sich herum, als sie in Sorrow Bay ankommt: Sie wurde aufgrund mehrerer Tragödien von ihrem abenteuerlustigen Leichtsinn kuriert, doch der Verlust geliebter Menschen lastet auch nach Jahren noch auf ihrer Seele.  

Kenna war ein Adrenalinjunkie: Sie liebte es in Schottland zu klettern, in Cornwall zu surfen, und sie scheute dabei kein Risiko. Seit ein paar Jahren lebt sie in London, wo sie brav als Physiotherapeutin arbeitet. In Sorrow Bay sind jedoch alle Extremsportler*innen - gefährliche Mutproben sind an der Tagesordnung und die Anführerin der Kommune ist besessen davon, Grenzen zu überschreiten.   

Einerseits will Kenna Mikki unbedingt “retten”, andererseits ist sie fasziniert, weil sie ihr “altes” Ich wieder entfesseln kann. Hier macht sich niemand Sorgen um sie, hier reißt sie niemanden mit ins Risiko, hier ist sie unter Gleichgesinnten. Sogar die früher zurückhaltend bis ängstliche Mikki beeindruckt mit ungeahnter Stärke sowie Mut.  

Die Sippe, wie sich die Kommune ich selbst nennt, wirkt auf den ersten Blick wie eine verschworene Gemeinschaft, dicht unter der Oberfläche lauern allerdings Missgunst, Misstrauen, Ungehorsam sowie verheerende Schwächen... 

Der eindrückliche Schreibstil und die großartig differenziert gezeichneten Charaktere machen diese spannende, ereignis- sowie wendungsreiche Geschichte rund um ein gescheitertes Utopia zu einem nervenaufreibenden Lesevergnügen! Und die (plausiblen) Überraschungen bis ganz zum Schluss sind genial!