Rezension

Ich weiß auch nicht so recht…

Fürchte deinen Bruder - Joachim Rangnick, Jörg Bauer

Fürchte deinen Bruder
von Joachim Rangnick Jörg Bauer

Bewertet mit 4 Sternen

Ich hatte mich sehr auf diesen neuen Rangnick gefreut und ihn als Urlaubslektüre aufgespart. Als ich das Buch mit dem Blick auf die Allgäuer Alpen dann endlich las, war ich erst einmal ziemlich enttäuscht, denn das Buch spielt dies Mal gar nicht wirklich im Allgäu. Es spielt zum aller größten Teil nicht einmal in Deutschland, sondern in Frankreich. Nun gut, ich hätte das Buch ja voher schon einmal anlesen können, dann hätte ich gewusst, worauf ich mich einlasse. Dennoch finde ich es sehr schade, denn von diesem Allgäu-Flair hat die Serie bisher gelebt.
Gleich zu Beginn des Buches lernt Walcher eine neue Frau kennen, die sofort nach dem Kennenlernen erfährt, dass ihr Bruder und Kelten-Forscher im Krankenhaus liegt, da er angeschossen wurde. Walcher, der sofort ein Auge auf Elena geworfen hat und dazu nicht nur ein Kelten-Freund, sondern auch frisch gebackener Wohnmobilbesitzer, bietet ihr an sie in die Bretagne zu ihrem Bruder zu fahren. Mal eben so. Eine fremde Frau. Es mag ja sein, dass manche Menschen so locker sind und sich sehr schnell auf andere einlassen können, ich kann das nicht und mir ging das somit alles zu schnell und für mich war dieser Einstieg in die Handlung nicht realistisch genug. Dass sich zudem extrem schnell eine Liebesbeziehung zwischen den beiden aufbaut finde ich ebenso unplausibel, vor allem, da zwar von Albernheiten zwischen ihnen berichtet wird, aber diese nicht ausformuliert wird, was es authentischer machen würde.
Typisch für die Krimis von Rangnick, der bei diesem Teil einen Co-Autoren zur Seite hatte, ist ein gewaltiges und wichtiges Thema. In diesem Fall ist es die Wissenschaft, die bereits die Kelten weit vor unserer Zeit entdeckten. Eigentlichg mag ich gerade dies besonders an dieser Reihe, es steht immer etwas im Fokus, dass einem den Horizont erzweitert oder zum Denken anregt. Als die beiden dann endlich am Ort des Geschehens sind, driftet das Buch aber ganz schön in die Geschichte der Kelten und in Verstrickungen mit dem Vatikan bzw. der katholischen Religion im Allgemeinen ab. Ich habe zwar eine ganz gute Allgemeinbildung, aber diese vielen Details waren mir für ein Unterhaltungsroman schon arg viel, so dass ich im Grunde nur die Hälfte verstanden habe. An dieser Stelle hätte man entweder mehr erklären – oder aber abspecken müssen.
Als die Handlung dann endlich Fahrt aufnimmt wird das Buch aber richtig spannend, da man sehr lange nicht absehen kann, wer da denn nun eigentlich hinter der ganzen Sache steckt. Die CIA? Der Vatikan? Jemand Unbekanntes. Die Auflösung des “Falles” hat mir sehr gut gefallen und mich über so manche Kritik, z.B. über den zu schnellen Einstieg in die Liebesbeziehung, hinweg getröstet. Doch diese positive Entwicklung kann nicht darüber hinweg träuschen, dass bekannte Figuren wie Kommissar Brunner, Mathilde und Irmi ebenso zu kurz kommen wie der Lokalkolorit und der Charme, den die Bücher sonst immer hatten. Schade.

Fazit: Fürchte deinen Bruder ist anders als die anderen Krimis dieser Reihe, da es nicht im Allgäu spielt. Zwar ist es ein gutes und spannendes Buch, was aber nicht darüber hinweg täuschen kann, dass viele bekannte und von mir erwartete Elemente fehlen. Nachdem ich den letzten Band, als Rangnicks bisher besten betitelte, ist dieser daher für mich schlechter, weil ich anderes erwartet habe. Wer aber einen spannenden Roman sucht und nicht so viel oder keinen Wert darauf legt, wo das Buch spielt, der ist hiermit sicher gut bedient.